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EM-INTERVIEW
Von Katharina Spielmann | 20.05.2015
Eurasisches Magazin: Hallo, Elnur. Du hast bereits einmal am Eurovision Song Contest teilgenommen. Wie erlebst Du den Wettbewerb in Wien bisher im Vergleich zu 2008?
Elnur Huseynov: Eurovision ist wie eine große Familie und genau diese Stimmung erlebe ich auch hier wieder. Ich habe das sehr vermisst. Die Organisation und die Menschen hier sind fantastisch. Auch das Motto „Building Bridges“ (Brücken bauen) gefällt mir sehr gut.
EM: Warum hast Du Dich dafür entschieden, noch einmal beim Eurovision Song Contest anzutreten?
EH: Unsere nationale Fernsehanstalt Ictimai TV hat mich gefragt. Für mich ist es eine Chance. Ich kann mich als Solo-Künstler präsentieren und diese sehr besondere Bühne für mich wiederentdecken.
EM: Wie werden die Teilnehmer für den Eurovision Song Contest in Aserbaidschan ausgewählt?
EH: In diesem Jahr war es eine interne Auswahl der Fernsehanstalt.
EM: Unterscheidet sich der Elnur Huseynov des Jahres 2015 von dem des Jahres 2008?
EH: Ja, sehr. Ich bin seitdem als Solo-Künstler unterwegs und habe viele Erfahrungen gesammelt. Ich habe mit verschiedenen Musikstilen experimentiert und an unterschiedlichen Projekten und Wettbewerben teilgenommen. Diese Wendungen in meiner Karriere haben mich zu einem besseren Sänger gemacht.
EM: Wir haben uns bei Deinem Song “Hour of the wolf” gefragt: Warum eigentlich ein Wolf?
EH: Dieser Song und unsere Bühnenpräsentation sind von der wilden Natur inspiriert. Der „Wolf“ lebt in allen von uns, jeder Mensch kann ein Wolf werden. Unsere Botschaft ist: Die Unterschiede zwischen uns allen können verschwinden, wir können uns verstehen, lieben und respektieren.
EM: Aserbaidschan hat beim Eurovision Song Contest immer mit originellen Ideen für Bühnendesign und Tanz beeindrucken können. Wir erinnern uns an Farid Mammadov vor zwei Jahren, der gegen einen Schatten in einer Glasbox tanzte. Wer hatte die Ideen für die Choreografie in diesem Jahr? Mit wem arbeitest Du?
EH: Ich habe ein einzigartiges internationales Team. Unsere Choreografin Ambra Succi war der Kopf hinter der Performance zum Siegertitel „Euphoria“ von Loreen im Jahr 2012. Und ich habe großartige Tänzer – Lukas McFarlane aus Kanada und Julia Spiesser aus Frankreich.
EM: Es sind zwei Tänzer auf der Bühne mit Dir. Wofür stehen sie?
EH: Sie erzählen die Geschichte in „Hour of the wolf“ in tänzerischer Sprache. Sie zeigen wie jemand aus der Welt ausgeschlossen wird, weil er anders ist. Julia spielt den Part eines Outsiders und Lukas kämpf gegen sie. Dann versuche ich sie zusammenzubringen.
EM: In der deutschen Presse waren in dieser Woche Artikel zu lesen, dass Du “hart arbeitest wie ein Deutscher”. Stimmt das?
EH: Ich gebe immer alles für die Musik, die ich über alles liebe. Ich arbeite besonders hart aber das ist gleichzeitig ein Vergnügen für mich. So seid Ihr Deutschen doch auch oder? Ihr arbeitet hart und habt sogar noch Spaß daran.
Elnur Huseynov ist der inoffizielle Kandidat der Türkei
EM: In der türkischen Community in Europa nennen Dich viele ihren „inoffiziellen“ Kandidaten, da die Türkei wieder nicht beim Eurovision Song Contest mitmacht. Kannst Du damit leben?
EH: Ich habe selbst einige Zeit in der Türkei gelebt und in diesem Jahr dort die Casting-Show “The Voice” gewonnen. Ich bin hier in Wien beim ESC für Aserbaidschan und die Türkei gleichzeitig. Ich habe viel Respekt für die Türkei und freue mich, dass ich als Teil dieses Landes angesehen werde.
EM: Du hast die Casting-Show “The Voice” in der Türkei gewonnen. Was sind die Unterschiede zwischen so einem Casting-Format und dem Eurovision Song Contest? Kann man das überhaupt vergleichen?
EH: Ich glaube nicht, dass es vergleichbar ist. Eurovision ist nicht in erster Linie ein Wettbewerb für mich. Es geht um die Fans und die ESC-Familie. Es ist schön dabei zu sein. „The Voice“ ist reiner Wettbewerb mit Siegern, Verlierern und Rivalitäten. Beim ESC gibt es das so nicht.
„Ich bin viel verschiedener Musik aufgewachsen.“
EM: Die Komponisten Deines Songs stammen aus Schweden und Deutschland, Du singst Deinen Song auf Englisch. Hast Du noch Verbindungen zur traditionellen Musik aus Deiner Heimat Aserbaidschan.
EH: Aber natürlich! Ich bin mit einer Mischung aus viel Musik aufgewachsen. Meine Mutter unterrichtet Musiktheorie. Sie hat mich an alle Arten von Musik herangeführt – aserbaidschanische Volksmusik ebenso wie Jazz und Soul.
EM: Wie gefällt Dir das Teilnehmerfeld des Eurovision Song Contest in diesem Jahr? Gibt es Künstler und Songs die aus Deiner Sicht Favoriten auf den Sieg sind
EH: Ich will jetzt niemanden auswählen und Vorhersagen treffen. Die Zuschauer entscheiden mit ihren Stimmen. Lasst uns singen und dann die Leute entscheiden.
EM: Elnur, Du warst in Deutschland auf dem Titel des Magazins “Männer”. Dieses Journal wird in der schwulen Community gelesen. Auch hattest Du bei Proben in Wien ein Conchita-Wurst-Shirt an. In Deiner Heimat Aserbaidschan scheint man aber nicht besonders tolerant gegenüber anderen sexuellen Orientierungen zu sein. Wie stehst Du dazu?
EH: Liebe ist die Antwort. Echte Liebe wird überall verstanden. Ich habe einige schwule Freunde und für mich spielt die sexuelle Orientierung keine Rolle. Ist doch egal. Schwul zu sein, sollte heute überhaupt kein Thema für irgendwelche Diskussionen mehr sein. Viel wichtiger ist, ob jemand ein guter Mensch ist, ein guter Sänger oder ein guter Freund.
„Der Eurovision Song Contest sollte Brücken bauen!“
EM: Die ehemalige ESC-Gewinnerin Loreen kritisierte in dieser Woche im Österreichischen Fernsehen die Situation der Menschenrechte in Aserbaidschan. Sie bekam dafür sehr positive Presse. Sollte diese Frage beim Eurovision Song Contest eine Rolle spielen?
EH: Ich lebe seit meiner Geburt in Aserbaidschan und ich wurde niemals unterdrückt. Bei Eurovision geht es um Musik und nicht um Politik. Ich bin hier, um mit meiner Musik und meinem Song zu sprechen. Der Eurovision Song Contest sollte Brücken bauen!
EM: Elnur, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg im Finale!
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