Künstler in Russland wehren sich gegen DrangsalierungMOSKAU

Wir lassen uns nicht alles gefallen

Künstler in Russland wehren sich gegen Drangsalierung

Moderne Kunst im Herzen der russischen Hauptstadt: ein altes Industriegelände am Rande der Metropole macht Furore mit kritischen Ausstellungen und wehrt sich gegen die Drangsalierung der Kunst.

Von Tanja Hemme

Es ist nicht ganz einfach – aber wenn man erst mal dort ist, hat man ein wahres Kleinod entdeckt: Winzavod. Theoretisch 15 Minuten vom Moskauer Zentrum entfernt, praktisch eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln inklusive der nachfolgenden Suche.

Winzavod ist ein Zentrum der modernen russischen Kunst an der Peripherie Moskaus, klein angesichts der Größe der Stadt, groß in Bezug auf seine Wirkung. Ein Areal mit ca. 20.000 Quadratmetern in rotem Backstein, rein privat geführt und das erste seiner Art in Moskau.

Kreativität herrscht in Winzavod nicht nur in den Galerien.
Kreativität herrscht in Winzavod nicht nur in den Galerien.
Foto: Tanja Hemme

Es ist nicht ganz einfach – aber wenn man erst mal dort ist, hat man ein wahres Kleinod entdeckt: Winzavod. Theoretisch 15 Minuten vom Moskauer Zentrum entfernt, praktisch eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln inklusive der nachfolgenden Suche.

Winzavod ist ein Zentrum der modernen russischen Kunst an der Peripherie Moskaus, klein angesichts der Größe der Stadt, groß in Bezug auf seine Wirkung. Ein Areal mit ca. 20.000 Quadratmetern in rotem Backstein, rein privat geführt und das erste seiner Art in Moskau.

Alt und Neu

In Winzavod haben sich eine Vielzahl von Galerien zusammengefunden wie die M&J Guelman Galerie, a radical art forum oder Proun und Atelier No.2. und einige andere. Allesamt Verfechter einer progressiven und aufmüpfigen Kunst. Elf Galerien an der Zahl mit einem breiten Spektrum von Installationen über Ölbilder und Fotografie präsentieren sich hier. Eröffnet wurde das Zentrum im Jahr 2007. Gründer ist der Geschäftsmann Roman Trotsenko. Seine Frau war lange Zeit Direktorin des Kunstzentrums, bevor die Leitung 2012 an Elena Panteleyeva überging.

Entstanden ist der Gebäudekomplex schon Ende des 19. Jahrhunderts. Erst diente er als Brauerei und dann später als Weinkelterei. Bekannt wurde das Areal zu damaliger Zeit unter dem Namen „Moskau Bavaria“. Die Mischung aus alten Gebäuden und neuer Kunst verknüpft das historische Moskau mit dem aktuellen Gemütszustand der jungen Generation der Russen. Ein erfrischendes Forum, das experimentierfreudig gegen verkrustete politische Strukturen Stellung bezieht. Ungemütlich dagegen für die Herrscher im Kreml.

Kunst begrüßt in Winzavod in Gestalt spannender Graffitis.
Kunst begrüßt in Winzavod in Gestalt spannender Graffitis.
Foto: Tanja Hemme

Provokation im Weinkeller

Moderne Kunst hat es in Russland heutzutage nicht leicht. Künstler, die provozieren und aktuelle politische Entwicklungen in ihren Werken kritisieren, werden oft drangsaliert, bedrängt oder sogar offen bedroht. Auch in Winzavod war die Polizei schon zu Besuch anlässlich einer Ausstellung des Galeristen Marat Guelman. Zuletzt Ende September 2012.  Konservative Gruppen demonstrierten gegen eine allzu „progressive“ und „kritische“ Kunst. Leider nichts Ungewöhnliches im  derzeitigen Russland. Es sind Zeiten, in den junge Frauen mit Strumpfmasken ins Gefängnis kommen, weil sie in einer bekannten russischen Kirche ein „Gebet“ gegen Staatschef Putin gesungen haben. Wie sollte es da die junge Kunst leichter haben?

Wird gerade nicht demonstriert, ist Winzavod eine Oase der Ruhe. Viele junge Leute treffen sich hier in den Cafés. Neben den Galerien beherbergt der Komplex unzählige kleine Geschäfte für Kunsthandwerk, Musikkneipen, Theater oder auch Malwerkstätten. Die Atmosphäre ist offen und freundlich.  Regelmäßig finden Theateraufführungen statt und Performances. Herausragende Events des Jahres sind die Best of Russia Fotoausstellung und die Internationale Biennale für Moderne Kunst. In Winzavod regiert das junge und avantgardistische Moskau – jenseits von Babuschka-Puppen und Ikonenmalerei. Das gefällt nicht immer. Den konservativen Kräften und der offiziellen Politiklinie stößt es sauer auf.

Platz für mehr

Die Andersartigkeit von Winzavod drückt sich alleine schon durch die vielen spannenden Graffitis aus, die über das gesamte Gelände verteilt sind. Aber dennoch ist ein großer Teil des Geländes noch ungenutzt.  Es könnten sich noch weitaus mehr Galerien und Geschäfte ansiedeln, – was dem Projekt allemal zu wünschen wäre. Beeindruckend ist, dass sich an diesem Ort Moskau von einer ganz anderen Seite zeigt: jung, wild, experimentierfreudig und neugierig. Davon wünscht man sich mehr – viel mehr!

Alt und Neu

In Winzavod haben sich eine Vielzahl von Galerien zusammengefunden wie die M&J Guelman Galerie, a radical art forum oder Proun und Atelier No.2. und einige andere. Allesamt Verfechter einer progressiven und aufmüpfigen Kunst. Elf Galerien an der Zahl mit einem breiten Spektrum von Installationen über Ölbilder und Fotografie präsentieren sich hier. Eröffnet wurde das Zentrum im Jahr 2007. Gründer ist der Geschäftsmann Roman Trotsenko. Seine Frau war lange Zeit Direktorin des Kunstzentrums, bevor die Leitung 2012 an Elena Panteleyeva überging.

Entstanden ist der Gebäudekomplex schon Ende des 19. Jahrhunderts. Erst diente er als Brauerei und dann später als Weinkelterei. Bekannt wurde das Areal zu damaliger Zeit unter dem Namen „Moskau Bavaria“. Die Mischung aus alten Gebäuden und neuer Kunst verknüpft das historische Moskau mit dem aktuellen Gemütszustand der jungen Generation der Russen. Ein erfrischendes Forum, das experimentierfreudig gegen verkrustete politische Strukturen Stellung bezieht. Ungemütlich dagegen für die Herrscher im Kreml.

Provokation im Weinkeller

Moderne Kunst hat es in Russland heutzutage nicht leicht. Künstler, die provozieren und aktuelle politische Entwicklungen in ihren Werken kritisieren, werden oft drangsaliert, bedrängt oder sogar offen bedroht. Auch in Winzavod war die Polizei schon zu Besuch anlässlich einer Ausstellung des Galeristen Marat Guelman. Zuletzt Ende September 2012.  Konservative Gruppen demonstrierten gegen eine allzu „progressive“ und „kritische“ Kunst. Leider nichts Ungewöhnliches im  derzeitigen Russland. Es sind Zeiten, in den junge Frauen mit Strumpfmasken ins Gefängnis kommen, weil sie in einer bekannten russischen Kirche ein „Gebet“ gegen Staatschef Putin gesungen haben. Wie sollte es da die junge Kunst leichter haben?

Wird gerade nicht demonstriert, ist Winzavod eine Oase der Ruhe. Viele junge Leute treffen sich hier in den Cafés. Neben den Galerien beherbergt der Komplex unzählige kleine Geschäfte für Kunsthandwerk, Musikkneipen, Theater oder auch Malwerkstätten. Die Atmosphäre ist offen und freundlich.  Regelmäßig finden Theateraufführungen statt und Performances. Herausragende Events des Jahres sind die Best of Russia Fotoausstellung und die Internationale Biennale für Moderne Kunst. In Winzavod regiert das junge und avantgardistische Moskau – jenseits von Babuschka-Puppen und Ikonenmalerei. Das gefällt nicht immer. Den konservativen Kräften und der offiziellen Politiklinie stößt es sauer auf.

Platz für mehr

Die Andersartigkeit von Winzavod drückt sich alleine schon durch die vielen spannenden Graffitis aus, die über das gesamte Gelände verteilt sind. Aber dennoch ist ein großer Teil des Geländes noch ungenutzt.  Es könnten sich noch weitaus mehr Galerien und Geschäfte ansiedeln, – was dem Projekt allemal zu wünschen wäre. Beeindruckend ist, dass sich an diesem Ort Moskau von einer ganz anderen Seite zeigt: jung, wild, experimentierfreudig und neugierig. Davon wünscht man sich mehr – viel mehr!

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