Römisches Reich war die erste Supermacht der GeschichteEURASIEN HISTORISCH

Die Römer und das Römische Reich: Erste Supermacht der Geschichte

Römisches Reich war die erste Supermacht der Geschichte

Rom war die erste Supermacht der Geschichte. Das Imperium Romanum ist Inbegriff abendländischer Macht. In seiner Blütezeit herrschte es in großen Teilen Europas und in Randgebieten Asiens. Sogar afrikanische Kolonien zählten zu seinem Machtbereich. Am Ende versank es in einem Sumpf aus Korruption, Laster und Cäsarenwahn. Die Germanen der Völkerwanderungszeit versetzten ihm den Todesstoß.

Von Hans Wagner | 11.04.2017

Rom war zunächst einmal eine Stadt, und zwar nur eine Stadt“, schreibt Professor Alfred Heuss im vierten Band der „Propyläen Weltgeschichte“. Er will damit zum Ausdruck bringen, dass dies wahrhaftig keine zwingende Voraussetzung für die Schaffung eines Weltreiches gewesen ist. Städte habe es im siebten Jahrhundert v. Chr., als Rom entstand, längst auch andernorts gegeben, in Griechenland, in Spanien, in Kleinasien. Unter all den vorhandenen hätte es auch keinerlei Sonderrolle innegehabt.

Das Römische Reich zur Zeit seiner größten AusdehnungDas Römische Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung

Der Geschichtswissenschaftler bezeichnet den Aufstieg Roms deshalb als „ein auf den ersten Blick rätselhaftes Phänomen“. Die Ausdehnung der Stadt habe ein paar Quadratkilometer betragen. Das Volk der Latiner, von dem sie im wesentlichen bewohnt war, hätte über keine besondere Organisation verfügt. Es sei unter den zahlreichen italischen Völkern auch keineswegs das größte oder mächtigste gewesen. Und: „Rom war lange Zeit ein armer Staat. Noch zu Beginn seiner weltpolitischen Epoche trug es die Züge einer verhältnismäßig ‚unterentwickelten‘ agrarischen Gesellschaft“, schreibt Heuss.

Der Historiker kommt zu dem Schluß, daß die römische Geschichte ihren Voraussetzungen nach „keineswegs auf das von ihr Erreichte hin angelegt“ gewesen sei. Man hätte sich vielmehr zu wundern, dass aus Rom überhaupt eine universale Größe wurde.

Wie aus Rom dennoch ein bis dahin unvergleichliches Imperium an Macht und Ausdehnung geworden ist, das ist eine spannende Geschichte voller Überraschungen. Und irgendwann, als sich der Aufstieg schon abzeichnete, kam man in Rom auf die Idee, dass es sich für eine solche Weltmacht nicht gehörte, aus ärmlichen Verhältnissen zu kommen. Viele Autoren strickten daraufhin mit vielen immer neuen Einfällen an einer Vergangenheit, die sie dem heraufdämmernden Imperium Romanum für adäquat erachteten.

Der Ursprung Roms wird in Legenden verklärt

„Ein Volk, das auf sich hält, hat seine Anfänge im Dunkel der Geschichte“, schreibt Joachim Fernau in „Cäsar läßt grüßen – die Geschichte der Römer“. Auch das spätere Weltreich hielt auf sich und pflegte eine Fülle von Sagen und Legenden, die einen fernen mythischen Ursprung beschreiben.

Die bekannteste dieser Legenden führt die Abstammung der Römer auf die in Kleinasien, in der heutigen Türkei beheimateten Trojaner und deren Anführer Aeneas (Sohn der Göttin Aphrodite) zurück. Als Troja von den Griechen erstürmt wurde (um 1.200 v. Chr.), rettete Aeneas der Sage nach seinen Vater auf den Schultern aus der brennenden Stadt. Auch seinen Sohn Ascanius oder Iulus, wie er ebenfalls genannt wurde, konnte er befreien und auf die Fahrt über das Meer in Richtung Italien mitnehmen.

Aeneas landete schließlich nach einigen Zwischenstationen im antiken Latium, der heutigen Region Lazio in der südlichen Toskana. Der dort herrschende König Latinus bot ihm die Hand seiner Tochter Lavinia und einen Platz zur Gründung einer neuen Stadt an, die den Namen Lavinium erhielt. Nach dem Tod des alten Königs wurde Aeneas auch sein Nachfolger. Sein Sohn Ascanius/Iulus gründete später Alba Longa, am Albaner See, nicht weit vom späteren Rom gelegen, auf einem schmalen, langgedehnten Hügelrücken (daher „Longa“). Sie wurde zur Mutterstadt der Römer, denn aus ihr kommen nach der Sage die Gründer Roms, nämlich Romulus und Remus.

Sie sollen nach dieser Legende einerseits Nachkommen des Aeneas und damit griechischer Abstammung sein. Andererseits ereignete sich die Geburt der Zwillinge 18 Generationen oder 450 Jahre nach der Zerstörung Trojas - in der Welt der Sagen und Legenden geht es eben nicht immer so genau zu. Anders ausgedrückt: Der Mythos ist eine spätere historiographische Konstruktion.

Ursprung Roms: Die Legende von Romulus und Remus, die von eine Wölfin gesäugt wurden Ursprung Roms: Die Legende von Romulus und Remus, die von eine Wölfin gesäugt wurden

In Alba Longa soll im siebten Jahrhundert v. Chr. ein König mit Namen Numitor Silvius von seinem Bruder Amulius Silvius entmachtet worden sein. Die Tochter von Numitor, Rhea Silvia, schickte Amulius quasi ins Kloster, um zu verhindern, daß sie Kinder gebiert, die ihm eines Tages die Macht streitig machen könnten. Rhea Silvia mußte der altitalischen Göttin Vesta dienen, die als Hüterin von Heim und Herdfeuer verehrt wurde. Dem Priesterkollegium, in das die „Vestalin“ Silvia geschickt wurde, war Keuschheit auferlegt. Aber schließlich soll Mars persönlich zu der Vestalin hinabgestiegen sein und sie geschwängert haben. Das würde die Abstammung von Aeneas allerdings in Zweifel ziehen. Die Folge davon seien jedenfalls Zwillinge gewesen, die Romulus und Remus genannt wurden.

Nach ihrer Geburt sollen die Kinder auf Befehl des Amulius in eine Zinkwanne gesetzt und auf dem Fluss Tiber ausgesetzt worden sein. Das Gefährt sei gestrandet und eine Wölfin habe die Zwillinge in ihre Höhle getragen, gesäugt und ihnen so das Leben gerettet. Sie seien schließlich bei Hirten aufgewachsen, und später, als ihre königliche Abstammung bekanntgeworden war, hätten sie Amulius getötet und Numitor wieder auf den Thron in Alba Longa gesetzt. Dort, wo die Zinkwanne angeschwemmt worden sei, haben die jungen Männer der Sage nach Rom gegründet.

Romulus hat seinen Bruder Remus dann im Streit erschlagen, heißt es. Bekanntgeworden ist er außerdem durch den „Raub der Sabinerinnen“. Die Frauen dieses Nachbarvolks der Sabiner sollen nach ihrer Entführung mit jungen Männern zwangsverheiratet worden sein, die damals in Scharen nach Rom gezogen waren. Auf diese Weise habe man das Bevölkerungswachstum des noch immer völlig unbedeutenden Roms gemehrt.

Romulus, so wird berichtet, habe in seiner Stadt 37 Jahre geherrscht, von 753 bis 717 v. Chr. Nach ihm soll es sieben weitere römische Könige gegeben haben. Der letzte sei im Jahr 510 v. Chr. von der Bevölkerung der Stadt verjagt worden.

Rom hat seine Frühgeschichte komplett erfunden

Daß es sich bei diesen Schilderungen der römischen Frühgeschichte um mehr als Legenden handelt, bezweifeln heutige Historiker nahezu unisono. Das Urteil über den Wahrheitsgehalt der Entstehung Roms ist geradezu vernichtend: „Es hat in Rom keine Geschichtsschreibung gegeben, welche von Anfang an den Gang der Ereignisse begleitet hätte“, schreibt Heuss. „Sehr früh war deshalb die römische Geschichtsschreibung gezwungen, die Lücken ihres Wissens durch ungefähre Erinnerungen und vor allem Kombination und Phantasie zu schließen.“

Die nicht vorhandenen Quellen hätten zwangsläufig dazu geführt, dass wirklich verlässliche Erkenntnisse der älteren römischen Geschichte nicht einmal annähernd genannt werden könnten. Selbst die Legenden seien von griechischen Mythen entweder beeinflußt oder römische Erfindungen im Anschluß an griechische Mythen. Seit dem 5. Jahrhundert v.Chr. hätten sich die Römer ohnehin die gesamte griechische Mythologie angeeignet, u. a. indem sie ihre Götter mit denen der Griechen identifizierten.

Das geheimnisvolle Volk der Etrusker war Geburtshelfer des Imperium Romanum

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Befestigungsturm am römisch-germanischen Grenzwall Limes 

Von den sieben Hügeln auf denen Rom später errichtet wurde, waren Palatin, Quirinal, Viminal und Esquilin seit dem 10. Jahrhundert v. Chr. von Latinern und Sabinern, später von Etruskern besiedelt. Das konnten Archäologen durch Funde belegen. Die Kultur der Etrusker war es wohl auch, auf der Rom fußt. „Das städtische Gemeinwesen, das wir in der ältesten politischen Geschichte Roms, der Königszeit, dann vor uns sehen, kann nicht ohne die Hilfe der Etrusker entstanden sein“, schreibt Jochen Bleicken in seiner „Geschichte der Römischen Republik“. Etruskisch sei sogar der Name „Roma“, abgeleitet von einem etruskischen Geschlecht der Romulier. Der mythische Stadtgründer Romulus sei demnach in Wahrheit ein Romulius. Etruskisch seien auch die Insignien der römischen Herrscher, der Goldkranz, die goldbestickte Purpurtunika und der ebenso verzierte Purpurmantel. Sogar das Rutenbündel, das die römischen Amtsdiener mit sich führten, um den Weg für königliche Beamte freizupeitschen, sei etruskischen Ursprungs. Es sollte viel später noch einmal ungeahnte Bedeutung erlangen: Dieses „fasces“ genannte Bündel diente im zwanzigsten Jahrhundert der Partei des italienischen Duce als Symbol. Seine Bewegung leitete davon die Namen Faschismus und Faschisten ab.

Es waren etruskische Adelige, die Rom gründeten, das hat die Forschung inzwischen herausgefunden. Sie faßten gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. die dörflichen Siedlungen auf den Hügeln nahe der Tibermündung zu einer Stadt zusammen, berichtet Klaus Bringmann in „Römische Geschichte – von den Anfängen bis zur Spätantike“. Diese nannten sie „Ruma“. Etrusker gründeten zu dieser Zeit u.a. auch Mantua, Tuskulum (heute Tivoli), Pompeij.

Wie der italienische Stiefel römisch wurde

Nach der Abschaffung des Königtums im Jahr 510 v. Chr. begann aus dem Nukleus Rom zunächst ein italienisches und dann ab 264 v. Chr. ein Weltreich zu wachsen. Rom wurde republikanisch. Seine wichtigsten staatlichen Institutionen waren der Senat (lat. Senatus, „Rat der Alten“) und die Magistratur (lat. für „Amt“ oder „Behörde“).

Im Senat wurden die Richtlinien der Politik bestimmt und beschlossen. Ihm oblag die Entscheidung über Krieg und Frieden, über den Abschluß von Bündnissen, die Gründung von Kolonien und die Verwaltung der Staatsfinanzen. Aus ihm gingen auch die Konsuln hervor. So hießen die beiden auf ein Jahr gewählten obersten Magistrate der Republik, die an der Spitze des Staates standen und die Senatsbeschlüsse vollzogen.

Der Senat setzte sich anfänglich vor allem aus den „Patriziern“ (lat. patricius) zusammen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „pater“ (Vater) ab. Die Patrizier nahmen für sich in Anspruch, die Nachfahren der Gründungsväter Roms zu sein. Sie kamen also aus bekannten, teils auch berühmten Familien und stellten die gesellschaftliche Oberklasse dar.

Daß nur senatsangehörige Patrizier in die Magistrate gewählt wurden, führte aber bald zu einer anschwellenden Unzufriedenheit im Volk. Es kam immer öfter zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Im Jahr 494 v. Chr. wurde daraufhin die Institution der Volkstribunen (Tribuni plebis) eingeführt, die jedes Jahr in einer Volksversammlung von den Plebejern, also dem nichtadeligen einfachen Volk der Bauern und Handwerker gewählt wurden. Die Volkstribunen besaßen ein Vetorecht gegen die Beschlüsse des Senats. Durch diese Aufnahme der Rechte der Plebejer wurde der alte ständische Klassencharakter der römischen Verfassung immer mehr eingeebnet und schließlich weitgehend überwunden.

Das republikanische Rom erobert ganz Italien

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 Forum Romanum - Der Marktplatz des antiken Roms

Festgelegt wurde die Verfassung in dieser Form im „Zwölftafelgesetz“ das um 450 v. Chr. entstanden ist. Es enthielt die ersten zivil-, straf- und prozeßrechtlichen Normen der Römer. Darauf fußte letztlich die gesamte politische Ordnung des republikanischen Staates.

Die Außenpolitik Roms war um diese Zeit bereits von Eroberungen und Expansionsbestrebungen geprägt. Die Römer führten Krieg gegen die in der Toskana ansässigen Etrusker. Im Jahr 396 v. Chr. wurde die etruskische Stadt Veji durch Marcus Furius Camillus eingenommen. Das war der Anfang vom Ende eines unabhängigen Etruriens. Die anderen etruskischen Städte beeilten sich, mit Rom Frieden zu schließen, und gegen Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. waren überall in Südetrurien römische Garnisonen stationiert. Außerdem kamen römische Siedler in großer Zahl in das Etruskerland.

Sechs Jahre später brach eine Katastrophe über Rom herein. Am 18. Juli des Jahres 390 v. Chr. rückte eine keltische Armee gegen die Stadt vor. Das verteidigende römische Heer erlitt an der Allia, einem Nebenluß des Tibers, eine verheerende Niederlage. Dieser Tag ist laut Bringmann „das früheste gesicherte Einzeldatum der römischen Geschichte.“ Der Tag ging als „dies ater“, als „schwarzer Tag“ in die römischen Annalen ein. Die Kelten vom Stamm der gallischen Senonen, die schon einige Zeit im Norden Italiens gesiedelt hatten, plünderten unter ihrem Anführer Brennus die Stadt Rom. Nur der steil aufragende kapitolinische Hügel (das „Capitol“), auf dem seit Urzeiten ein Heiligtum des Himmelsgottes Jupiter verehrt wurde, konnte von den Verteidigern gehalten werden. Kurze Zeit später zogen die Gallier ab. Historiker vermuten, daß ihr Heer von Malaria befallen wurde. Allerdings verlangten sie ein stattliches Lösegeld. Es wurde wie üblich nach Gewicht bemessen und ausgewogen. Die Römer beschuldigten Brennus, falsche Gewichte zu benutzen. Daraufhin, so wird berichtet, habe der Gallier mit den Worten „vae victis“, zu deutsch „wehe den Besiegten“, auch noch sein Schwert in die Waagschale geworfen und es sich aufwiegen lassen.

Rom erholte sich und unterwarf in der Folgezeit aufmüpfige Latiner, kriegerische Samniten, Aequer und Herniker. Schließlich auch die Volsker, einen zur umbrisch-sabelischen Sprachgruppe gehörenden Volksstamm, der in den nach ihm benannten Volskerbergen südlich von Rom siedelte. Ihre Hauptstadt war Antium, das heutige Anzio. Die Volsker wehrten sich besonders hartnäckig gegen ihre Unterwerfung. Im Jahr 329 war ihr Widerstand gebrochen. Die Römer gestanden ihnen den Status von Bundesgenossen zu und gaben ihnen das Bürgerrecht.

Die Überlegenheit des politisch-strategischen Konzepts der Römer

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Römischer Infanterist - Angehöriger einer der 28 Legionen des Heeres in typischer Ausrüstung (Zeichnung: Peter Connolly) 

Durch die Siege über benachbarte Stämme gewann Rom die Vormacht in ganz Mittelitalien. Der Staat entwickelte in der Folgezeit „ ein überlegenes politisch-strategisches Konzept“ für seine weiteren Eroberungen, dem die anderen Völker des italienischen Stiefels nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten, schreibt Bringmann.

Politisch-militärisch war die Bevölkerung des frühen Roms in drei große Verbände gegliedert, die man „Tribus“ nannte. Sie hießen Ramnes, Tities und Luceres. In diesen Bezeichnungen könne man, so die Historiker, die Namen dreier etruskischer Geschlechter erkennen.

Von den Griechen und Etruskern sollen de Römer gelernt haben, in geschlossener Formation zu Fuß zu kämpfen. Mit dieser Kampfesweise erwies sich ihre schwerbewaffnete Infanterie der gegnerischen Kavallerie überlegen – das bekamen in späteren Jahren so manche Reiterheere schmerzlich zu spüren.

Aber das „politisch-strategische Konzept“ ging weit über solche militärischen Organisationsformen hinaus. Es bestand darin, Bündnisse zu schließen mit anderen Städten, die sich durch umliegende Feinde bedroht sahen. Es offenbarte sich zudem durch die Schaffung befestigter Schlüsselpositionen, die über das Land verstreut waren und durch die Einrichtung von 20 Kolonien. Damit gelang es schließlich nach Mittelitalien, auch ganz Süditalien zu kontrollieren.

Bei der Schaffung ihres so bezeichneten Bundesgenossen-Systems wandten die Römer gekonnt das Prinzip des „divide et impera“ an, des „teile und herrsche“. Sie integrierten Gemeinden aus nichtrömischen Gebieten ganz oder teilweise in ihr eigenes Bundesgebiet – Eingemeindung würde man heute dazu sagen. So schufen sie „die Möglichkeit, den Krieg aus dem Binnenraum Italiens zu verbannen, den Völkerbewegungen ein Ende zu setzen und die Wehrkraft ganz Italiens in der Verfügungsgewalt“ Roms zusammenzufassen, resümiert der Historiker Bringmann.

Langsam wird deutlich, was Alfred Heus gemeint hat, als er schrieb, der Aufstieg Roms „gehöre zu den erstaunlichsten Kolonisationsvorgängen der Weltgeschichte“, und er sei „allein auf die politische Überlegenheit Roms zurückzuführen“.

Der Aufstieg zur Weltmacht gelang erst nach der Vernichtung Karthagos

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 Der Aufstieg Roms zur Weltmacht gelang erst nach der Vernichtung Karthagos

264 v. Chr. begann der Wettstreit Roms mit Karthago um die Vorherrschaft im Mittelmeer und seinen angrenzenden Gebieten. Die Stadt Karthago war um 800 gegründet worden und im 6. Jahrhundert zum Mittelpunkt eines Phönizierreiches geworden. Es lag an der nordafrikanischen Küste gegenüber von Sizilien. Die Kathager waren Seeräuber, Händler, Kolonisatoren. Sie stellten damals die führende Seemacht in diesem Raum. Ihnen gegenüber stand das verhältnismäßig junge Römische Reich, das soeben Herr über ganz Italien geworden war und weiter expandieren wollte. Der Krieg zwischen beiden Mächten war vorprogrammiert. Es waren insgesamt derer insgesamt sogar drei. Sie zogen sich über 120 Jahre hin. Erst dann war die endgültige Entscheidung gefallen.

Da es sich bei den Karthagern ethnisch um Phönizier handelte, die von den Römern als „Poeni“ bezeichnet wurden, nennt man auch die Kriege bis auf den heutigen Tag nach dem davon abgeleiteten Wort „punisch“. Drei „Punische Kriege“ führte Rom mit dem Karthagerreich.

Im 1. Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) ging es vorwiegend um den Besitz Siziliens. In den Schlachten dieser Jahre konnte Rom, das bislang nur eine Landstreitmacht hatte, sich auch als Seemacht behaupten. Hamilkar Barkas, der Vater Hannibals, leistete den angreifenden Römern zunächst erbitterten Widerstand, bis eine mit privaten Spenden finanzierte römische Flotte unter Konsul Gaius Duilius seine Schiffe vernichtete und er das karthagische Landheer auf Sizilien nicht mehr versorgen konnte. Der Krieg endete mit der Abtretung der karthagischen Kolonie auf Sizilien, die nun römische Provinz wurde. In den folgenden Jahren mußte Karthago auch Sardinien und Korsika räumen, die ebenfalls als römische Provinzen an das Reich angegliedert wurden.

Der 2. Punische Krieg fand zwischen 218 und 201 v. Chr. statt. Er entzündete sich in Spanien, als Hannibal, der Sohn Hamilkar Barkas, die Stadt Sagunt südlich des Flusses Ebro angriff, mit der die Römer verbündet waren. Es kam zum Krieg auf spanischem Boden. Schließlich zog Hannibal in einem halsbrecherischen Unternehmen mit Kampfelefanten über die Alpen und fiel in Italien ein. In einer Reihe von Schlachten brachte er Rom schwere Niederlagen bei. Die vernichtendste in der Schlacht von Cannae im südlichen Apulien. Erst als ein römisches Heer von Spanien aus angriff, gewann Rom die Oberhand. Hannibal unterlag schließlich in der Entscheidungsschlacht bei Zama, einer antiken Stadt in Nordafrika. Diese Niederlage hatte zur Folge, daß Karthago seine Seestreitmacht aufgeben, auf Spanien und die Mittelmeerinseln verzichten und hohe Reparationen zahlen mußte. Mit diesem Sieg hatte sich Rom die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum gesichert.

Im 3. Punischen Krieg, der zwischen 149 und 146 v. Chr. tobte, ging es schließlich um Karthago selbst. Die Römer griffen unter einem Vorwand an, um die Stadt endgültig zu vernichten. Dieses Unternehmen dauerte fast drei Jahre. Im Frühling des Jahres 146 v. Chr. gelang es schließlich dem römischen Heerführer Scipio Aemilianus mit seinen Mannen, durch die lange unüberwindbar erscheinenden Mauern in die Stadt einzudringen. Dort wütete eine zehntägige Straßenschlacht, bis die Stadt endgültig fiel. Sie ging in Flammen auf, die Überlebenden wurden versklavt, das restliche Staatsgebiet dem römischen Imperium als Provinz Africa einverleibt.

In der Zeit der Punischen Kriege unterwarf Rom außerdem die in der Poebene siedelnden Kelten. Ihr Gebiet wurde latinisiert, die römische Staatsbürgerschaft blieb ihnen jedoch verwehrt. Außerdem wurde Spanien unter ständige militärische Besatzung gestellt.

Während des gesamten 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. war Rom auch in ständige Auseinandersetzungen mit Makedonien über die Vorherrschaft in der Ägäis verwickelt. 146 v. Chr. hat Rom sich dann Makedonien als Provinz einverleibt. Im gleichen Jahr führte ein Aufstand des Achaischen Bundes gegen Rom zur Einnahme und anschließenden Zerstörung der griechischen Stadt Korinth.

Seit der Unterwerfung Mittel- und Süditaliens waren noch keine 150 Jahre vergangen. Rom hatte Karthager, Kelten und andere Völker besiegt und unterjocht. Es unterwarf gegnerische Großmächte der römischen Kontrolle und bildete einen machtvollen Herrschaftsverband: das Imperium Romanum. In kürzester Zeit hatte sich das ehemals ärmliche Rom zu einem Weltreich entwickelt, das den Mittelmeerraum von Syrien bis Spanien beherrschte.

Brot und Spiele für das Volk

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Brot und Spiele - Römischer Wagenlenker beim Rennen (Zeichnung Peter Connolly) 

Im Innern des Reiches führten die Herrschenden ein luxuriöses Leben. Dabei gerieten allerdings altrömische Werte und Tugenden zunehmend in Vergessenheit. Die Entstehung großer Güter, die von Sklaven bewirtschaftet wurden, der Ruin der freien Bauern und die Entwicklung eines landlosen Stadtproletariats führten zu schweren sozialen Konflikten. Es kam immer wieder zu Machtkämpfen bis hin zu Bürgerkriegen zwischen verschiedenen Parteien. Die Versuche der beiden Volkstribunen Tiberius und dessen Bruder Gaius Sempronius Gracchus, die wirtschaftliche Not der ärmeren Bürger durch Agrarreformen abzumildern, führten zu Aufständen, bei denen beide Reformer den Tod fanden.

Um die Gunst der Bevölkerung für die jeweiligen Herrscher zu gewinnen, bediente man sich der in Rom erfundenen Methode „panem et circenses“ – Brot und Spiele. Neben einer guten Versorgung mit Nahrungsmitteln, hauptsächlich mit Wasser, Wein und Getreide, sorgten öffentliche Spiele wie Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen und Theateraufführungen für Abwechslung vom Alltag. Damit wurde die Plebs, das einfache Volk, bei Laune gehalten.

Für die außerordentlich beliebten Gladiatorenkämpfe mußten vor allem Männer aus den besiegten Völkern in die Arenen steigen. Sie wurden als Sklaven genommen, im Triumph durch Rom gezerrt und anschließend kaserniert. Damit sie ihre Schaukämpfe möglichst spektakulär bestreiten konnten, waren eigens Ausbildungszentren eingerichtet. Eines davon befand sich in der süditalienischen Stadt Capua. Die dortige Fechterschule ist berühmt geworden, weil aus ihr im Jahr 73 v. Chr. der berühmteste Sklave der Antike ausgebrochen ist: der Thraker Spartakus. Er brachte durch einen jahrelangen Sklavenaufstand Rom an den Rand des Untergangs. (Siehe EM 08-04 DIE THRAKER).

Unabhängig von inneren Problemen gelang es den Römern dennoch, ihren Einflußbereich weiter auszudehnen. Im Jahr 106 v. Chr. wurde Jugurtha, der König von Numidien, durch den Konsul Gaius Marius mit Unterstützung von Lucius Cornelius Sulla gestürzt (Jugurthinischer Krieg). Auch die Niederlage der Kimbern und Teutonen in Südgallien und Norditalien gegen die Römer unter Führung von Marius untermauerte die Position Roms. Sein Militär war in Legionen untergliedert, die selbständig operierende Verbände darstellten. Jede Legion zählte 4.000–6.000 Legionäre und leicht bewaffnete Hilfstruppen in etwa gleicher Stärke. Nach heutigen Begriffen kann man die römische Legion am ehestens mit einer Division vergleichen.

Innere Krisen greifen um sich

Im letzten vorchristlichen Jahrhundert schlug ein weiterer Versuch fehl, die Armen im Reich mit den von Gracchus begonnenen Agrarreformen zu besänftigen. Der Tribun Marcus Livius Drusus, der dafür die Ackergesetze ändern wollte, wurde im Jahr 91 v. Chr. ermordet. Die innere Krise der römischen Republik nahm kein Ende. Während eines Krieges mit König Mithridates VI., der das griechische Reich Pontos am Schwarzen Meer beherrschte, kam es zum Streit zwischen Marius, dem Sprecher der Partei der Popularen, (Partei der Plebejer) und Sulla, dem Führer der Optimaten (Partei des Senatsadels), über den Oberbefehl in der Heeresführung. Eine Weile sah es so aus, als würden die Popularen die Befehlsgewalt übernehmen. Sulla marschierte daraufhin mit den von ihm angeführten Legionen in Rom ein und stellte die bedrohte Senatsherrschaft wieder her.

Die Wirren aber gingen weiter. Sulla zog gegen Mithridates in den Krieg. Während seiner Abwesenheit putschten verschiedene Konsuln, marschierten sogar mit Truppen aus der Provinz Africa in Rom ein. Als Sulla aus den siegreichen Kämpfen mit Mithridates zurückkam, nahm er seinerseits die Stadt wieder ein und zerschlug die Volkspartei. Die republikanische Verfassung wurde faktisch außer Kraft gesetzt. Sulla vernichtete seine politischen Gegner, zog ihren Landbesitz ein und teilte ihn den altgedienten Veteranen seiner Truppen zu. Die einst blühende Landwirtschaft Italiens verfiel, und das Land mußte sogar einen Großteil der Nahrungsmittel importieren. Die Einfuhren kamen vorwiegend aus der Provinz Africa, das zur Kornkammer Roms aufstieg.

Gajus Julius Caesar – Diktator Roms

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Gajus Julius Caesar - Diktator Roms  

Nach Sullas Tod im Jahre 78 v. Chr. kam es zum Machtkampf zwischen dem erfolgreichen Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus, der den Sklavenaufstand des Spartakus niedergeschlagen hatte, und zwei Konsuln: Graccus und Gajus Julius Caesar.

Caesar stammte aus einer der bedeutendsten römischen Familien, führte sein Geschlecht auf die Julier zurück. Es waren dies die Nachfahren des Ascanius/Iulus, Sohn des legendären Trojaners Aeneas. Er verdankt seinen Aufstieg vor allem dem Ruhm, den er durch die Eroberung ganz Galliens und durch seinen Sieg über den letzten König der gallischen Kelten, Vercingetorix, errungen hatte. Seine Taten brachte er selbst zu Papier und veröffentlichte sie in einer Autobiographie mit dem Titel „Commentarii de bello Gallico“.

Anfang des Jahres 49 v. Chr. kam es zum Bürgerkrieg im Römischen Reich. Er begann damit, daß Caesar der Überlieferung zufolge mit den Worten „Alea iacta est“ („die Würfel sind gefallen“), den Rubikon überschritt, einen kleinen Grenzfluß, der seine Provinz Gallia Cisalpina von Italien trennte. Er marschierte auf Rom. Innerhalb von drei Monaten hatte er die Kontrolle über ganz Italien erlangt.

Zu Beginn des Jahres 48 verfolgte Caesar den geflohenen Pompeius bis nach Griechenland, wo er dessen Heer endgültig besiegte. Pompeius selbst entkam nach Ägypten, wo er jedoch ermordet wurde, noch bevor Caesar ihn dort eingeholt hatte. Caesar besetzte Alexandria und entschied den ägyptischen Thronstreit zugunsten Kleopatras, der Tochter des verstorbenen Königs Ptolemäus XI., die ihm später einen Sohn (Caesarion) schenkte. 47 v. Chr. unterwarf Caesar Kleinasien und kehrte nach Rom zurück.

Caesars Macht basierte seither auf seiner Stellung als Diktator, zu der er sich auf Lebenszeit (Dictator perpetuus) ernennen ließ, obgleich eine solche Machtballung in einer Hand laut Verfassung der frühen Republik nur auf Ausnahmesituationen und auch dann auf maximal sechs Monate beschränkt war. Caesar übte die Oberaufsicht über sämtliche Streitkräfte aus, trug ständig die Robe und den Goldkranz des siegreichen Feldherrn, und hatte als Pontifex Maximus die Entscheidungsgewalt über sämtliche religiösen Belange.

Seine Herrschaft beinhaltete aber auch ein breit angelegtes Reformprogramm zur Neuordnung des Staates und der Provinzen. Unter anderem reformierte er den Kalender, versorgte seine Veteranen mit Land und vereinfachte die Voraussetzungen für den Erwerb des römischen Bürgerrechtes. Besonders in den Kreisen der oppositionellen Senatsfamilien stieß Caesars Machtposition aber auf Ablehnung. Am 15. März 44 v. Chr. plante eine Gruppe von republikanischen Senatoren, darunter Gaius Cassius und Marcus Iunius Brutus, den Tyrannenmord und erdolchten Caesar, als er gerade das Senatsgebäude betreten wollte. Die Tat geschah an den „Iden des März“. Die „Iden“, traditionelle römische Zahltage, fielen im März 44 auf den 15. Tag.

Mit dem gottgleichen Kaiser Augustus ging die Republik endgültig unter

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 Mausoleum des ersten römischen Kaisers Augustus

Nach Cäsars Ermordung ging der Stern Octavians auf, der schließlich der erste Kaiser Roms wurde und den Ehrennamen Augustus erhielt. Er wurde gottgleich verehrt, schuf ein stehendes Heer, eine Berufsarmee, bestehend aus 28 Legionen, die zusammen über 150 000 Mann zählten.

Das republikanische Zeitalter Roms gehörte mit Kaiser Augustus endgültig der Vergangenheit an. Er verfügte über unumschränkte Autorität. Ihm gelang es nach dem Chaos der Bürgerkriege die Ordnung weitgehend wiederherzustellen und Staat und Gesellschaft Roms mit den Erfordernissen eines Weltreiches in Einklang zu bringen.

Unter Augustus wurde Rom durch eine Senatsaristokratie geführt. Oberster Herr war der „erste Bürger“, der princeps, daher „Prinzipat“ als Bezeichnung für die augusteische Staatsordnung. Die Nachfolge wurde nur innerhalb der kaiserlichen Familie geregelt. Gab es keinen direkten Erben, adoptierte der Herrscher einen ihm geeignet erscheinenden Nachkommen. Durch diese Lösung des Thronfolgeproblems überlebte das römische Kaisertum den Tod seines Schöpfers Augustus und hatte im Prinzip bestand bis zum Ende des Römischen Reiches.

Auch wenn es zunächst noch lange nicht danach aussah, die Ära der Kaiser wurde zugleich die letzte, die Rom erlebte. Mit ihr begann der Niedergang des historischen Römerreiches. Augustus gelang zunächst die Unterwerfung des nordwestlichen Spaniens, das sich bis dahin noch der römischen Herrschaft hatte entziehen könne. Dann folgten die Eroberung des Alpenraums, sowie des Balkans bis zur Donaugrenze.

Im Jahre 9. n. Chr. lagen Römer und germanische Cherusker im heutigen Norddeutschland in einem tödlichen Kampf. In der Unwirtlichkeit des Teutoburgerwaldes endete er mit einem Fiasko für die Römer. Ihre Legionen wurden von den Germanen vernichtet. Augustus gab nach dem Fehlschlag der Unterwerfung Germaniens die Losung aus, das Imperium nicht über die drei großen Ströme Rhein, Donau und Euphrat hinaus auszudehnen. Zum Schutz vor den Stämmen und Völkern der Germanen errichteten die Römer den Limes: das Land zwischen Wetterau, Untermain, Neckar, schwäbischer und fränkischer Alb bis hinunter zur Donau wurde durch einen befestigten Wall abgeschottet.

Rom machte sich an die Sicherung des Vorfeldes seiner Grenzen – um Gallien vor Einfällen zu schützen, wurde Britannien zwischen 43 bis 84 n. Chr. unterworfen. Aber die strategische Lage Roms war permanent durch Überdehnung seiner Grenzen gekennzeichnet. Es hatte auch nie genügend Soldaten, um sie wirklich verläßlich zu schützen, obwohl die Masse der inzwischen 400.000 Mann starken Armee in den Grenzregionen stationiert war. Es fehlte an Reserven – wurde irgendwo gekämpft, mußten Truppen aus anderen Regionen abgezogen werden, und das schaffte gefährliche Schwachstellen.

Zur Zeit seiner größten Ausdehnung hatten laut Klaus Bringmann die Grenzen des Römischen Reiches eine Gesamtlänge von rund 16.000 Kilometer. Um diese Truppenbewegungen überhaupt zu ermöglichen, habe das Römische Reich rund 80.000 Kilometer befestigte Straßen gebaut. Eine schier unglaubliche Leistung, die allerdings weitgehend von Sklaven aus aller Herren Länder erbracht wurde.

Mit den Goten kommt die Völkerwanderung in Gang – Rom wird ihre Beute

Um das Jahr 175 nach Christus begann der Zug der Goten von ihrer skandinavischen Heimat aus, über Weichsel und Donau zum Schwarzen Meer. (Siehe EM 05-03 DIE GOTEN). Daß die Auswanderer aus dem dunklen Norden einmal den Umsturz der antiken Welt herbeiführen würden, ahnte zu dieser Zeit noch niemand. Auch von Osten rückten um das Jahr 200 Völker heran, die zum Sturz des Imperiums beitrugen: die nach Westen ziehenden Hunnen. Sie drangen in den Raum zwischen Kaspischem Meer, Ob, Wolga und den iranischen Randgebirgen ein.

Die Perser gründeten unter der Sassaniden-Dynastie das Neupersische Reich. Dadurch entstand den Römern ein weiterer gefährlicher Gegner. (Siehe EM 07-03 DIE PERSER). Am Rhein mußte um 260 der Limes aufgegeben werden. Germanenheere zogen plündernd durch Gallien und Spanien. Um diese Zeit machten dann auch die Perser gegen Rom mobil.

Im Innern des Reiches tobte gleichzeitig Zeit ein schwerer Religionskonflikt zwischen der überlieferten römischen Staatsreligion des Sonnengottes Sol, dem Mithraskult und dem Christentum. Zunächst wurde versucht, durch Unterdrückung die Ausbreitung der christlichen Lehre zu verhindern. Schließlich jedoch griff der neue Glaube in den Städten immer mehr um sich. Er wurde aber erst unter Kaiser Theodosius im Jahr 380 zur Staatsreligion. (Siehe dazu „Weihnachten in Eurasien“).

Das Römerreich zerfällt

Im Jahre 330 endete die Rolle Roms als Machtzentrum des Reiches. Konstantin I. verlegte den Kaisersitz an den Bosporus, machte die alte griechische Kolonialstadt Byzantion (römisch Byzanz) 330 zur neuen Hauptstadt und nannte sie Konstantinopel. 395 n. Chr. wurde das Römerreich schließlich geteilt. Nach dem Tod von Kaisers Theodosius fiel die östliche Hälfte des Imperiums an seinen Sohn Arcadius, die westliche an Honorius. Das war die Geburtsstunde eines oströmischen (Mazedonien, Kleinasien, Griechenland) und eines weströmischen (Italien, Gallien, Germanien) Reiches. Für die westliche Reichshälfte avancierte Ravenna zur Hauptstadt. Die östliche Hälfte hatte als neues Machtzentrum Konstantinopel, das heutige Istanbul. Die „ewige Stadt“, wie Rom später genannt wurde, war die große Verliererin.

Einer ganzen Kette von Invasionen ist das Römerreich schließlich erlegen. Im Jahr 476 n. Chr. hörte es auf zu bestehen. Der letzte weströmische Kaiser wurde von Odoaker, dem Sohn eines ostgermanischen Fürsten abgesetzt. Odoaker wurde weströmischer König unter der Ägide von Ostrom, bis die Goten ihn 496 beerbten.

Es waren die Einmärsche der Germanen, der Perser, der Araber, die die verborgenen Schwächen des spätrömischen Imperiums offenbarten. Rom versank in einem Sumpf aus Korruption, Lastern, Orgien und Suff, die eigentlich schon kurz nach Augustus begonnen hatten. Schon um 50 n. Chr. hatte der Cäsarenwahn um sich gegriffen, als Kaiser Caligula sein Lieblingspferd zum Senator machte. Kaiser Nero ließ Senatoren umbringen, weil sie seinen Gesang nicht hinreichend gewürdigt hatten. Die Stadt Rom wurde auf sein Geheiß hin regelrecht abgefackelt, wobei Tausende umkamen.

Die Kraft Roms reichte nicht mehr aus, weder um den Sumpf im Innern trockenzulegen noch um all die Bedrohungen von außen abzuwehren. Es ging sang- und klanglos unter.

Bei Joachim Fernau klingt das so: „Hören Sie die Wölfin keuchen? Halb blind, halb gelähmt ahnt sie die Meute derer jetzt kommen, die sie ein halbes Jahrtausend lang gedemütigt hatte. Vae victis.“

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