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KRIM
Von Hans-Joachim Hoppe | 01.01.2016
Vor den Maidan-Protesten hatten der russische Präsident Wladimir Putin und sein ukrainischer Kollege Viktor Janukowytsch ein Abkommen über den Bau eines Schwarzmeer-Übergangs über die Meerenge der Straße von Kertsch geschlossen. Das war am 17. Dezember 2013, also bereits Ende letzten Jahres. Damals gehörte die Autonome Republik der Krim noch zur Ukraine als deren unstrittiger Bestandteil. Nach dem Umsturz in Kiew und der von russischen Truppen gestützten Abwendung der Krim-Führung von der Ukraine hat sich die Situation radikal verändert. Der russische Premier Dmitry Medwedjew beschleunigte mit seiner Verordnung vom 4. März 2014 die Pläne eines Übergangs über die Straße von Kertsch, um Fakten zu schaffen. Die ursprünglich wirtschaftlich-technischen Planungen wurden auf einmal zu einem Politikum ersten Ranges. Das Brücken-oder Tunnelprojekt sollte den Anschluss der Krim an Russland symbolisch und faktisch vorantreiben. Zugleich verlagerten sich die Verhandlungen Russlands von der Ukraine direkt auf die Regierung der Krim.
Über ein Jahrhundert ist das Projekt einer Brücke oder eines anderen Übergangs über die Straße von Kertsch im Gespräch. Es wurden Pläne unterschiedlicher Art geschmiedet und immer wieder aufgegeben. Das vielfache Scheitern des Projekts sollte auch heute zu denken geben. Die Brücke war lange Zeit ein Mythos.
Erstmals hatte Anfang des 20. Jahrhundert Wassily Mendelejew (1886-1922), Sohn des berühmten russischen Chemikers und Naturwissenschaftlers Dmitry Mendelejew (1834-1907), den Vorschlag gemacht, die Meerenge mit einem Damm zu verbinden. Wassily Mendelejew war Schiffsbauingenieur.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg planten die Briten, eine Eisenbahnstrecke über die Kertscher Meerenge zu bauen, die weiter bis nach Indien führen sollte. Auch dies blieb letztlich ein Gedankenspiel.
Mit dem Bau einer Brücke begannen dann tatsächlich im Mai 1943 erstmals die Deutschen während der Okkupation weiter Teile der Ukraine, der Krim und des Kaukasus. Die Idee habe Hitlers Chefarchitekt und Rüstungsminister Albert Speer, so heißt es, Anfang 1943 ins Gespräch gebracht. Das bis Oktober 1943 immerhin zu einem Drittel bereits vollendete Bauwerk wurde unter dem Ansturm der Roten Armee von den deutschen Truppen gesprengt. Nach deren Abzug fanden die Sowjets noch reichlich Material vor und führten das Werk zu Ende. Jedoch überstand die Brücke einen Eissturm nicht und stürzte ein; seitdem ist die Stelle vakant.
Computermodell einer möglichen Variante der Brücke über die Straße von Kertsch, die Russland und die Krim miteinander verbinden soll |
Im Bericht eines Wehrmachtforums werden einige Details zur damaligen Situation anschaulich geschildert. Darin heißt es: „Beim Rückzug der Heeresgruppe A aus dem Kaukasus Anfang 1943 verblieb die deutsche Armee östlich der Meerenge von Kertsch im sogenannten Kuban-Brückenkopf, den Hitler befahl, unter allem Umständen zu halten.
Die Versorgung der deutschen Truppen konnte nur über die sechs Kilometer breite Meerenge erfolgen. Dazu hatten die zu den Eisenbahnpionieren gehörenden Seilbahnpioniere eine Seilbahn über die Meerenge gebaut, deren Tagesleistung von 100 t (nach anderer Darstellung 1000 t) für die Versorgung der Truppen bei weitem nicht ausreichte.
Deshalb ordnete Hitler am 7. März 1943 den Bau einer kombinierten Eisenbahn- und Straßenbrücke an. Mit der Durchführung des Baus innerhalb von sechs Monaten‘ wurde die Organisation Todt beauftragt. Auf Hitlers persönlichen Befehl wurden aus Deutschland wertvolle große Baumaschinen der Baustelle zugeführt. Nach nur sechs Monaten, im Oktober 1943, war mangels Arbeitskräften die Brücke erst zu einem Drittel fertig gestellt. Unter dem Druck der Sowjetarmee musste aber der Kuban-Brückenkopf geräumt werden, die fertig gestellten Brückenteile wurden gesprengt. (Siehe die ausführliche Dokumentation mit Fotos und Film über die Seilbahn).
Zeichnung der von der Deutschen Wehrmacht auf Befehl Hitlers im Jahr 1943 zu einem Drittel bereits gebauten und später gesprengten Brücke |
1953 wurde ein Fährverkehr für Automobile und Eisenbahn über die Meerenge eingerichtet. 1996 musste man wegen technischer Engpässe den Eisenbahnfährverkehr vorübergehend einstellen, er wurde 2004 wieder aufgenommen.
Am 19. November 1993 unterzeichneten in Moskau Vizepremier Alexander Schochin, der Gouverneur des Krasnodar Krai, zu dem die russische Seite der Meerenge gehört, Nikolai Jegorow und die Vertreter einer französischen Firma ein Protokoll über ein Brückenbauvorhaben. Der Vertrag wurde nie realisiert.
Über das Projekt wurde seit etwa 2000 immer wieder diskutiert. Am 20. August 2000 schlossen der Moskauer Bürgermeister Jury Luschkow und der Vorsitzende des Obersten Sowjet (Oberhaupt) der Krim Leonid Gratsch einen Vertrag über die Gründung einer Kertscher Brücken-AG zur Ausarbeitung des Projekts einer Brücke aus drei Tranchen. Die Kosten wurden damals auf eine halbe bis eine Milliarde Dollar geschätzt. Beide Seiten verloren jedoch schon bald das Interesse.
Im August 2004 kündigte die Regierung der Krim die Ausarbeitung eines Entwurfs eines unterirdischen Übergangs, d.h. eines Tunnels, unter der Meerenge an, der auf etwa 780 Millionen Dollar veranschlagt wurde. Doch auch aus diesem Projekt wurde nichts. Diesmal aus „politischen Gründen“ – das Vorhaben wurde im Gefolge der Orangerevolution 2004/2005 gestoppt.
Am 28. April 2008 teilte der russische Premier Viktor Subkow mit, dass die Transport-minister Russlands und der Ukraine den Auftrag erhalten hätten, Vorschläge zu einem Brückenbau auszuarbeiten. Im Oktober des Jahres stoppte das ukrainische Außenministerium das Projekt bis zur Regelung der Frage der Grenzziehung. Dabei ging es auch um den Status der Insel Tusla in der Mitte der Meerenge.
Das Projekt lebte wieder auf, als im Jahre 2010 der ukrainische Präsident Viktor Janukowytsch dem damaligen russischen Präsidenten Dmitry Medwedjew den Vorschlag machte, den Brückenbau im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Sotschi im Jahr 2014 wieder in Angriff zu nehmen. Am 21. April 2010 vereinbarten die beiden Präsidenten bei einem Treffen in Charkow tatsächlich den Bau eines Übergangs. Am 26. November 2010 unterzeichneten die Transportminister beider Länder mit der russischen Außenhandels- und Entwicklungsbank VEB ein Memorandum zu dem gemeinsamen Projekt, das mit 900 Millionen Dollar bei weitem zu niedrig eingeschätzt wurde.
Am 17. Dezember 2013 wurde auf der Sitzung der russisch-ukrainischen gemeinsamen Regierungskommission unter dem Vorsitz der Präsidenten Putin und Janukowytsch im Rahmen eines Pakets von Verträgen ein Abkommen über den Bau eines Transportübergangs über die Straße von Kertsch unterzeichnet. Das war drei Wochen nach dem Eklat mit der EU wegen des nicht unterzeichneten Assoziierungsabkommens der Ukraine durch Janukowytsch beim Gipfel in Vilnius am 28./29. November. Die Kosten des Baus wurden auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt. Die Gesamtkosten werden 1,5–3 Milliarden Dollar betragen, je nach Art des Übergangs: Autobahn-, kombinierte Autobahn und Eisenbahnbrücke oder Tunnel. Im Januar 2014 bestätigte die ukrainische Regierung inmitten der Maidan-Proteste das Abkommen. Die Kosten des Projekts wurden inzwischen auf 1,5–3 Milliarden Dollar geschätzt, d.h. innerhalb von drei Jahren haben sie sich verdreifacht (siehe Zahlen von 2010 im vorhergehenden Abschnitt).
Dennoch wies der russische Vizepremier Igor Schuwalow am 28. Januar 2014 die zuständigen Behörden an, die Ausarbeitung eines Entwurfs für den Brückenbau zu starten. So sollten das russische Transport- und das Außenministerium mit der ukrainischen Seite das Projekt abklären und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Beteiligt sind außerdem die Ministerien für Wirtschaftsentwicklung und Finanzen sowie die Antimonopolagentur. Das Projekt fällt in die russische Transportstrategie bis 2030. Direkt mit dem Projekt wurde die russische Straßenbehörde „Avtodor“ beauftragt.
In der Ukraine sollte die Arbeit von den Ministerien für Infrastruktur und Transport koordiniert werden. Die direkte Durchführung des Projekts wurde der Staatlichen Agentur für Automobilwеgе der Ukraine übertragen.
Laut Mitteilung der Regierung der „Autonomen Krimrepublik“ kommen inzwischen mehrere Projektvarianten in Frage:
1. eine reine Fernstraße
2. eine Schnellstraße mit zusätzlicher Eisenbahn
3. eine zusätzliche Gas-Pipeline
4. zusätzlich noch eine Hochspannungsleitung
Die endgültige Entscheidung soll erst nach einer Machbarkeitsstudie, die etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen wird, gefällt werden. Darauf beginnt der Entwurf. Laut Experten soll der Bau vier bis fünf Jahre dauern. Die Kosten des Projekts belaufen sich, wie schon vermerkt, auf 1,5 - 3 Milliarden Dollar. Die Amortisation erwartet man in fünf bis zehn Jahren. Ein russisch-ukrainisches Gemeinschaftsunternehmen soll auf paritätischer Basis gegründet werden. Auf der Basis der Machbarkeitsstudie soll über die Art der Verbindung - Brücke oder Tunnel – und die am besten geeignete Konstruktionsform entschieden werden.
Das Asowsche Meer. Zwischen der Krim und dem russischen Festland ist die Brücke über die Meerenge von Kertsch geplant. |
Nach einem früheren Entwurf war eine 15 Meter breite Fernstraße und eine Eisenbahn geplant. Die Brücke über die Meerenge Kertsch werde voraussichtlich von zehn Millionen Personen im Jahr passiert. Außerdem könne die Brücke für Flüssiggastransporte auf der Straße und Eisenbahntankwagen genutzt werden. Die Brücke werde den Weg von der Ukraine ins Gebiet Krasnodar, das heißt zwischen der Krim und dem Kuban, um etwa 450 Kilometer verkürzen und die Transport- und Handelsverbindung zwischen Russland und der Ukraine stärken. Die Brücke werde eine Länge von 4,5 Kilometer haben. Der Bau könne bei politischem Rückhalt und der erforderlichen Finanzierung in zwei Jahren erfolgen. Diese Planung erfolgte noch vor den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi und vor dem Umsturz in Kiew.
Der damalige Premierminister der Krim Anatoliy Mohiliow bezeichnete den geplanten Brücken- oder Tunnelbau als ein "Megaprojekt" für die gesamte Halbinsel. Dabei gehe es nicht nur um Fernstraßen, Züge und Automobile, sondern im Endeffekt auch um Wasserleitungen, die die Krim dringend braucht, und um die Versorgung mit Gas und Öl, also um einen ganzen Transportkomplex, der die Krim als Ganzes betrifft.
Die damalige Wirtschafts- und Handelsministerin der Krim Svitlana Verba hob hervor, dass das Projekt sich auf die wirtschaftliche Situation auf der Halbinsel positiv auswirken würde. Firmen der Krim würden neue Aufträge erhalten, insbesondere im Bausektor entstünden neue Arbeitsplätze für die Einheimischen.
Laut Experten werde das Projekt zur Schaffung eines neuen internationalen Transportkorridors von Europa nach Asien beitragen. Es könne das Schlüsselglied für den von der Schwarzmeerkooperationsorganisation (BSEC) auf der Sitzung in Kiew im Jahre 2002 initiierten Plan eines Transportrings rund ums Schwarze Meer bilden.
Nach Ansicht des Krimexperten Oleksandr Belsky sei es positiv für den Transport zwischen Europa und Asien, wenn zu den beiden Strecken über Belarus und Russland sowie über die Türkei eine dritte über die Ukraine, die Schwarzmeerregion und den Kaukasus nach Asien zur Verfügung stände. Das Projekt würde das Transitpotential der Region beträchtlich verstärken. Schon in den 1990er Jahren habe Polen das Fehlen eines Übergangs an der Straße von Kertsch bedauert. Die Idee war schon damals der Bau einer Fernverbindung von Danzig quer durch die Ukraine nach Kertsch und weiter durch den Kaukasus nach Asien. Die Ukraine verfüge über ein enormes Potential zur Erhöhung des Cargo-Transports zwischen Europa und Asien, so Belsky.
Zu den Nachteilen gehört, dass die Brücke die Navigation in den Meerengen erschwert. Sie ist jedoch angeblich hoch genug für die Passage großer Schiffe und Bohrplattformen. Wohl könnte der Verkehr im Hafen Kavkaz mit seinem Auto- und Passagierfährkomplex Kuban-Krim und einem Eisenbahnfährkomplex Anroskrym beeinträchtigt werden.
Es gibt auch gegensätzliche Meinungen über das Brückenprojekt von Kertsch. So hält der Multimillionär Aleksandr Lebedjew den Bau einer Brücke über die Straße von Kertsch für überflüssig. Zumindest bestehe keine „große Notwendigkeit“.
Gegenüber der Lokalausgabe der renommierten Zeitschrift „Argumenti Nedeli – Kertsch“ vertrat Lebedjew die Meinung, das Brückenprojekt sei genauso unrentabel wie die Olympischen Spiele von Sotschi. Mit den 50 Milliarden Dollar für Sotschi hätte man Straßen und Brücken in ganz Russland bauen und sanieren können.
Er glaube nicht, dass sich das Brückenprojekt rechne. Das Projekt habe Moskaus ehemaliger Bürgermeister Yury Luschkow wieder zur Sprache gebracht. Schon damals meinten viele, das Projekt sei zu teuer, fände keine Geldgeber und lohne sich nicht. Nach Lebedjew sei es leichter, die Straßen zu Lande zu kontrollieren als einen Übergang über Wasser. Für das Brückenprojekt werde unheimlich viel Geld verschwendet. Ob es dort wirklich genügend Verkehr gäbe, für den es sich lohne, einen Übergang zu bauen, das bezweifele er.
Außerdem gebe es heute andere bequemere Übergänge von der Krim nach Russland, vor allem mit dem Auto und dem Flugzeug. Besser wäre es, für mehr Konkurrenz unter den Fluglinien zu sorgen, damit in der Feriensaison die Tickets erschwinglicher würden. Ehrlich gesagt, so Lebedjew, eine Brücke in Kertsch ist nicht nötig.
Lebedjew weiß, wovon er spricht, der ehemalige Agent des Außengeheimdienstes, Ökonom und Absolvent des Instituts für internationale Beziehungen des Außenministeriums (MGIMO) hat Beteiligungen an Fluglinien (Aeroflot), Verkehrsunternehmen und an Hotels und Tourismusorganisationen auf der Krim. (Forbes.com)
Nach Ansicht des Experten Nikolai Gluchow von der Nationalakademie der Krim in Simferopol, zugleich Urheber des Tunnelprojekte unter der Meerenge von Kertsch sowie einer „Eurasischen Magistrale“, gibt es fünf Gründe, warum das Projekt einer Brücke über die Meerenge nicht realisiert werden kann:
1. Für das grandiose Brückenprojekt im Kontext der grandiosen Seidenstraßenpläne bringen Russland und die Ukraine (die wegen der Krise eventuell sogar als Transitland ausscheidet) einfach nicht genug Passagier- und Cargoverkehr mit;
2. Bei 50 Meter Schlamm auf dem Grund der Meerenge und einer tektonischen Vulkanzone wird der Bau ohne gründliche Geländestudien fast unmöglich, in jedem Fall riskant;
3. Die Behebung der fehlenden Infrastruktur in der Umgebung der Brücke wird die effektiven Brückenkosten bei weitem übersteigen;
4. Mit dem Brückenbau sind schwere ökologische Schäden an der Mündung des Asowschen Meers ins Schwarze Meer mit unvorhersehbaren Folgen für den Menschen zu erwarten;
5. Der Brückenbau erfolgt in einem gefährlichen seismologischen und politischen Umfeld durch Nähe zum unruhigen Kaukasus (und jetzig zum Konflikt mit der Ukraine).
Gluchow schließt mit den Worten, der Bau, zu dem die Politik mit Eile drängt, habe aus den oben genannten Gründen weder wirtschaftlich, noch politisch, ökonomisch oder ökologisch einen Sinn.
Ungeachtet der Einwände von „Fachleuten“ hat das Kertsch-Projekt aufgrund des Konflikts Russlands mit der Ukraine eine enorme politische Bedeutung gewonnen und wird wahrscheinlich allein aus diesem Grunde vom Kreml vorangetrieben. Seine Realisierung wird vermutlich sehr lange dauern oder Experten zufolge sogar scheitern.
Der Machtwechsel in Kiew führte zumindest zu einer Beschleunigung des Projekts. Zudem verlagerten sich die zwischen Russland und der Ukraine geführten Verhandlungen auf die Ebene Russland-Krim, d.h. die Großmacht Russland verhandelt mit dem von ihr völlig abhängigen Mini-Staat Krim. Der Bau einer Verbindung über die Meerenge von Kertsch wird nicht mehr im Rahmen großangelegter eurasischer Wirtschafts- und Verkehrsplanungen gesehen, sondern die Sicht verengte sich zu einem russischen Annexionsprojekt auf engstem Raum und möglicherweise auch in Zukunft unter Ausschluss der Ukraine.
Der russische Premier Dmitry Medwedjew kündigte demonstrativ umfassende wirtschaftliche Hilfen für die „Autonome Krimrepublik“ an. In einer Sitzung mit den Vizepremiers am 28. Februar 2014 gab er bekannt, dass er Finanzminister Аntоn Siluanow beauftragt habe, Vorschläge für eine Finanzhilfe für die Krim auszuarbeiten. Außerdem teilte der Premier mit, dass er eine Verfügung zum Start des Brückenbaus über die Straße von Kertsch unterzeichnet habe. Den Bau werde eine Tochterfirma von Rosavtodor durchführen, die Finanzierung werde die VEB-Bank übernehmen.
Laut Siluanow habe es dieserhalb bereits Konsultationen mit dem Finanzminister der Krim gegeben. Eine Tochterfirma der russischen Verkehrsagentur „Avtodor“ werde als Auftraggeber des Baus eines Transportübergangs über die Kertscher Meerenge auftreten, der die beiden Halbinseln der Krim und Taman auf russischem Gebiet verbinden soll. Die Kosten der ersten Projektstufe, die die VEB übernehmen werde, betragen 1,2 – 3 Milliarden Dollar, heißt es weiter. Die zur Struktur des Staatskonzerns Avtodor gehörige Firma werde nicht vor dem 1. November (also wieder mit Verzögerung!) technische Erkundungen vornehmen und eine Machbarkeitsstudie erarbeiten.
Aus politischen Gründen hat sich die Beschlussphase beschleunigt, am Zeitrahmen des Brückenbaus hat sich eigentlich nichts geändert. Nach Auswertung der Studie beginnen erst Ende 2014 vorbereitende Arbeiten, eventuell erfolgt dann im Frühjahr 2015 der Baubeginn. Erfahrungsgemäß zieht sich ein solches Projekt ziemlich in die Länge. Die Kosten bleiben mit 1,2-3 Milliarden Dollar in etwa im vorgesehenen Rahmen, werden sich aber, wie man bei anderen Großprojekten erlebt hat, – siehe die Olympischen Spiele von Sotschi, die 50 Milliarden Dollar verschlangen - sicherlich vervielfachen.
Bei den Planungen wird tatsächlich schon von der „Aufnahme der Krim in den Bestand der RF“ ausgegangen. Diese würde die bisher strittigen territorialen und rechtlichen Fragen beträchtlich vereinfachen.
Inzwischen hat der Kreml weitere Fakten geschaffen: Die Bevölkerung der Krim hat am vergangenen Sonntag, den 16. März 2014, nach einem fragwürdigen Verfahren für die Aufnahme in die Russische Föderation gestimmt. Der Anschluss der Krim und Sewastopols mit seinem Kriegshafen an die Russische Föderation als zwei weitere „Subjekte“ sind damit nur noch Formsache. Nach neusten Meldungen hat Präsident Putin auch in der Brückenfrage schon entschieden: Es sollen zwei Brücken über die Meerenge von Kertsch gebaut werden, eine Brücke für Automobile und eine weitere für den Eisenbahnverkehr. Laut Verkehrsminister Sokolow ist außerdem noch der Bau eines Tunnels weiterhin im Gespräch.
Mit anderen Worten: Über den Brückenbau hat der Kreml selbstherrlich entschieden, ohne die Gutachten und die Machbarkeitsstudie abzuwarten. Trotz der Eile aus politischen und militärischen Gründen wird Putin auf die Vollendung des Großprojekts zwei-bis drei Jahre warten müssen.
Brücke von Kertsch Geopolitik Krim Russland Ukraine
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