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EURASISCHE MEDIZIN
Von Arnulf H. Clarenbach | 03.05.2020
Schwarzkümmelheißt auf Arabisch Habbah al-baraka, was auf Deutsch soviel bedeutet wie segensreicher Samen. Im Lateinischen trägt Schwarzkümmel den Namen Nigella sativa
Schwarzkümmel ist als Nahrungsergänzungsmittel ganz groß im Kommen, seit er von der modernen Medizin vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde. Schwarzkümmelöl ist das erfolgreichste Naturheilmittel der letzten zehn Jahre.
Der Ruhm des Schwarzkümmels ist allerdings schon Jahrtausende alt. Dem legendären Pharao Tutenchamun legte man bereits vor über 3 000 Jahren ein Fläschchen dieses Öls für ein Leben nach dem Tod in seinen Sarkophag, wovon man sich im Ägyptischen Museum zu Kairo selbst überzeugen kann. Die antiken Arztberühmtheiten Hippokrates und Galenus setzten ägyptisches Schwarzkümmelöl therapeutisch bei vielerlei Beschwerden ein. Der islamische Prophet Mohammed schrieb: „Schwarzkümmel heilt jede Krankheit, außer den Tod.“ Der christliche Kaiser Karl der Große hat schließlich den Anbau der Heilpflanze in seinem abendländischen Reich sogar mit Befehlsgewalt durchgesetzt.. Und bis in das 18. Jahrhundert hinein war Schwarzkümmel in ganz Europa ein anerkanntes Therapeutikum. Erst mit dem Heraufkommen der modernen pharmazeutischen Arzneimittel ist die Gewürzpflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse allmählich in Vergessenheit geraten. Auf den türkischen Fladenbroten jedoch und in der Heilkunde des Orients, in den Gewürzbasaren und in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) haben die kleinen schwarzen Kerne des Schwarzkümmels ebenso bis heute überdauert wie in der Heilkunst Indiens.
Und nun hat auch die moderne westliche Wissenschaft den Wert des alten Volksheilmittels Schwarzkümmel wieder entdeckt. Im Sloan Kettering Krebsforschungsinstitut von Hilton Head Island, South Carolina/USA, ist man vor einigen Jahren den überlieferten Erfahrungen der Heiler und Ärzte früherer Jahrhunderte auf den Grund gegangen. Die Ergebnisse der amerikanischen Studien übertrafen alle Erwartungen. Das ägyptische Schwarzkümmelöl hat demnach signifikant positive Wirkungen auf das menschliche Immunsystem, und es kann den Blutzucker absenken. Auch in der Krebstherapie gibt es Anlass zu Hoffnungen. In ihrer Veröffentlichung mit dem Titel „Study of Nigella sativa on Humans“ stellen die amerikanischen Wissenschaftler fest, Schwarzkümmelextrakt habe eine deutliche Anti-Tumor-Wirkung. Begründet wird diese Wirksamkeit des Schwarzkümmels damit, dass die eingesetzten Schwarzkümmelauszüge die Knochenmarkszellen stimulieren, die Produktion der Immunzellen steigern und die Interferonproduktion erhöhen.
Auch in einer Studie des Krebsforschungszentrums in Kerala/Indien wurde die Anti-Tumorwirkung des Schwarzkümmelöls nachgewiesen. Von der Schutzwirkung des Öls bei Bestrahlungen berichteten ägyptische Wissenschaftler der Universität Kairo. Am King’s College in London fanden Forscher heraus, dass ägyptisches Schwarzkümmelöl stark entzündungshemmend wirkt und dadurch bei Rheuma und Gelenksteife eingesetzt werden kann. In einer Studie der Berliner Charité wurden Heilwirkungen des Schwarzkümmels bei Asthma nachgewiesen.
Schwarzkümmelpflanze in der Blüte.
In Deutschland ist die Wiederentdeckung der uralten Heilpflanze Schwarzkümmel dem Münchner Immunologen Dr. med. Peter Schleicher zu verdanken. Er ist Leiter des Instituts zur Erforschung neuer Therapieverfahren chronischer Krankheiten und Immunologie. In seinen Labors überprüfte er den wissenschaftlichen Hintergrund der überraschenden Heilwirkung von Samen und Öl des ägyptischen Schwarzkümmels.
Anlass für seine Untersuchungen war die Krankengeschichte des wertvollen Reitpferds seiner Tochter. Es hieß Baronesse und hatte mit vielen gewonnenen Preisen bereits Dressurgeschichte geschrieben. Doch plötzlich wurde die Araberstute von schwerem Asthma befallen. Dr. Schleicher suchte in einer dramatischen Aktion unter Pferdezüchtern im Nahen Osten nach einer alternativen Heilmethode für das kostbare Pferd. Er wollte den obligatorischen Kortisoneinsatz wegen der gefürchteten schweren Nebenwirkungen in jedem Fall vermeiden. Die Hilfe kam aus Ägypten. Von Kairo aus wurde ein Säckchen mit aromatischen schwarzen Samen des Schwarzkümmels eingeflogen. Sie sollten dem Futter beigemischt werden. Tatsächlich konnte Baronesse schon nach wenigen Tagen aufatmen. Das Heilmittel Schwarzkümmel, mit dem Araberpferde seit Jahrhunderten behandelt wurden, hatte ihr geholfen: Habbah al-baraka – der „segensreiche Samen“.
So gelangte das orientalische Gewürz in eine deutsche Arztpraxis und damit in die Humanmedizin. Der erste Patient, bei dem Schwarzkümmel angewandt wurde, war ebenfalls ein großes Tier: der langjährige Innenminister Dr. Friedrich Zimmermann von der CSU. Nachts musste er wegen seiner schweren Asthmaanfälle an ein Sauerstoffgerät angeschlossen werden. Mit Schwarzkümmelöl wurde er geheilt und erzählte bei diversen Medienauftritten immer wieder davon. Das Öl des Schwarzkümmels war damals eigens für ihn aus Ägypten eingeführt worden. Die Heilung des Politikers war die Geburtsstunde eines Shooting-Stars der alternativen Medizin. Das war 1996. Schwarzkümmel und Schwarzkümmelöl erlebten danach einen Boom ohnegleichen und sind seither aus der alternativen Medizin nicht mehr wegzudenken.
Viele der über 100 Substanzen, die das Schwarzkümmelöl enthält, wurden inzwischen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem die hohen Anteile von Linolsäure, Linolensäure und Nigelon in der Allergiebekämpfung wertvolle Hilfen sind. Schwarzkümmelöl hat längst Einzug gehalten in die Praxen der Ärzte für Naturheilverfahren. Aber viele Schulmediziner wenden es mit großem Erfolg an.
Im Orient ist die Heilwirkung von Habbah al-baraka seit Jahrtausenden bekannt. Schon die Leibärzte der Pharaonen verschrieben es, und Nofretete schätzte es als Schönheitsmittel für ihre Haut. Vor allem seine hohen Anteile an Gamma-Linol und –Linolensäuren, sowie an dem ätherischen Öl Nigellon sollen neben 100 weiteren Inhaltsstoffen für die segensreiche Wirkung des Schwarzkümmels verantwortlich sein. Berber und ägyptische Priester sollen das Öl des Schwarzkümmels als Vitalitätsdroge und sogar als „Liebeszauber“ verwendet haben.
Der Samen des Schwarzkümmels wurde als „Kümmel“ schon im Alten und im Neuen Testament erwähnt. Die Botaniker des 16. Jahrhunderts bezeichneten Nigella sativa als „Schwartzen Kümmel oder Koriander“. Sie setzten die Pflanze gegen Verhärtungen, Geschwülste der Milz, grauen Star, Hautleiden, Hühneraugen, Zahnschmerzen und Schnupfen ein. Auch der berühmte Arzt Paracelsus (1493 bis 1541 n. Chr.) empfahl Schwarzkümmel eigens in seinen Schriften.
Schwarzkümmel in der Ölmühle
In „Visite“, dem Gesundheitsmagazin des NDR wurde dem Schwarzkümmel, Heilmittel des Propheten ein eigener Beitrag gewidmet. Die Schlagzeile lautete: „Ägyptisches Schwarzkümmelöl erlebt eine überraschende Renaissance“. In den letzten Jahren sei diese „natürliche Droge der Volksmedizin“ ungeheuer populär geworden. Die traditionsreiche Heilpflanze werde eingesetzt bei Beschwerden von Abwehrschwäche über Impotenz bis hin zu Zahnschmerzen.
Die „Sprechstunde“ mit Antje Kühnemann, das Gesundheitsmagazin des ZDF mit Dr. med. Günter Gerhardt trugen zum Starruhm des Öls bei. Das Fachblatt „Medical Tribune“ widmete dem Schwarzkümmel eine Titelgeschichte.
Schwarzkümmelöl ist heiß begehrt. Nach Angaben des Arbeitskreises Immunologie, der von Prof. Dr. Holger Kiesewetter von der Berliner Charité geleitet wird, hat sich die Einnahme von 3 x 2 Schwarzkümmelölkapseln täglich ab Januar bis weit in den Sommer oder Herbst hinein bewährt, am besten bis zum Ende der Pollenflugzeit. Asthmatiker und Neurodermitiker sollten das Nahrungsergänzungsmittel permanent einnehmen. Infektanfälligen wird der Einsatz von Schwarzkümmel mit Beginn der Herbstnebel im Spätsommer empfohlen.
Schwarzkümmel vom Rand der ägyptischen Wüste: Prof. Saleh, Dr. Schleicher (mit Hut) und der Fellache Mitawaa begutachten die Schwarzkümmelkulturen.
In einer ersten Pilot-Untersuchung an der Charité wurde außerdem entdeckt, dass sich bei den mit Schwarzkümmelöl behandelten Allergiepatienten auch der Fettstoffwechsel deutlich verbesserte. Bei den Triglyzeriden sei es während der Behandlung zu einer sehr deutlichen Absenkung von durchschnittlich 25 Prozent gekommen. Dies sei sowohl für die Herz-Kreislauf-Gesundheit als auch für die Fettverbrennung - zum Beispiel bei Diäten - von Bedeutung. Damit sei ein weiterer, sehr bedeutender Mosaikstein im breiten Wirkungsspektrum des Schwarzkümmelöls entdeckt worden.
In einem Interview erläuterte Dr. med. Peter Schleicher zum zehnjährigen Jubiläum der Neu-Entdeckung des Heilmittels durch die westliche Medizin die Wirkungsweise bei Allergien: „Bei Neurodermitispatienten wird die überschießende Aktivität des Immunsystems wieder harmonisiert, so dass die entzündlichen Prozesse auf der Haut zurückgehen und in der Folge auch vermieden werden können. Beim Pollenallergiker findet durch die regelmäßige Einnahme von Schwarzkümmelöl ebenfalls eine Harmonisierung des körpereigenen Immunsystems statt. Die direkt an der Schleimhaut ansetzende Überaktivität der Körperabwehr, die zum Beispiel Augenjucken und Fließschnupfen verursacht, wird normalisiert und dadurch wird die Allergie geheilt.“
Bei Asthmatikern würden besonders die durch das Schwarzkümmelöl ins Blut gelangenden Gewebshormone aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die sogenannten Prostaglandine segensreich wirken. Sie erweiterten Bronchialgefäße und Bronchien und setzten die Allergiebereitschaft deutlich herab.
Über die erstaunlichen Erfolge dieses Naturheilmittels sagte Schleicher, dessen Schwarzkümmelbücher in eine ganze Reihe von Sprachen Eurasiens übersetzt wurden: „Schwarzkümmel und das daraus gepresste Öl sind zweifelsohne die erfolgreichsten Naturheilmittel der vergangenen zehn Jahre. Sie sind auch die wirksamsten und haben viel Leid vom Kleinkind bis hin zum Erwachsenen gelindert und geheilt.“
Zusammen mit der UNICEF sei jetzt ein Projekt zur Ernteverdoppelung angelaufen, das es erlaube, die bislang knappen Anbauflächen stark zu erweitern und dadurch die Heilwirkungen des Öls noch einer viel größeren Zahl von Menschen weltweit zugänglich zu machen. Es würden neue, dafür geeignete Flächen sowohl auf der südlichen Halbkugel der Erde mit Schwarzkümmel bestellt, als auch auf der nördlichen. Dadurch könne ganzjährig geerntet werden und die Erträge würden sich verdoppeln.
Schwarzkümmel - Nigella sativa L. gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Im Mittelmeerraum wachsen etwa 20 verschiedene Nigella-Arten mit bläulichen oder gelblichen Blüten. Heimisch ist die Pflanze in Nordafrika, vor allem in Ägypten, wo sie in Kulturen angebaut wird. Die spezielle Unterart Nigella sativa ist leicht zu verwechseln mit einer ihrer nächsten Verwandten, der in deutschen Gärten vorkommenden Zierpflanze „Jungfer im Grünen“ (Nigella damascena L.) oder auch „Venushaarige“ genannt.
Nigella sativa wird 30 bis 80 cm hoch, ihre Blätter sind stark fiederspaltig und glänzen grün. Auf den ersten Blick ähneln sie denen von echtem Kümmel. Die einjährige Pflanze ist leicht behaart, die weißen Blüten sitzen endständig. Die Spitzen der fünf Blütenhüllblätter sind grünlich oder bläulich gefärbt.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe des original ägyptischen Schwarzkümmelöls sind nach Analysen, die vom Münchner Zytognost-Institut veröffentlicht wurden : 21 Prozent hochwertiges Eiweiß, 35 Prozent pflanzliche Fette. Diese bestehen aus ätherischen Ölen und aus fetten Ölen.
Die fetten Öle aus dem Schwwarzkümmel enthalten fast 60 Prozent der wertvollen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die für das menschliche Immunsystem lebenswichtig sind. Durch diese Linol- und Gamma -Linolensäuren wird die Synthese wichtiger immunregulatorischer Substanzen wie beispielsweise Prostaglandin E1 ermöglicht. Die Linolensäure stabilisiert die Zellmembranen, das Prostaglandin wirkt entzündungshemmend. Es werden krank machende Immunreaktionen unterbunden, die die Auslöser für viele chronische Erkrankungen sein können.
Bei den ätherischen Ölen handelt es sich hauptsächlich um das wertvolle Nigelon Semohiprepinon, das bei Keuchhusten und Bronchialasthma sehr schnell wirkt. Es ist ein ätherisches Öl, das auch zehn Prozent Fettsäureethylester enthält. Bei der Lagerung bilden sich aus Thymochinon und Dithymochinon die höheren Oligokondensationsprodukte des Nigellons.
Schwarzkümmelöl enthält viele lebensnotwendige Aminosäuren: Arginin, Asparagin, Cystin, Glutamin, Glycin, Leucin, Lysin, Methionin, um die wichtigsten zu nennen. Außerdem konnte man Sterole wie Sitosterol, Cholesterol, Stigmastanol und Campesterol identifizieren, die meist mit Fettsäuren verestert sind.
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