Wie steht es um die Events 2020?KARTEN AUF DEN TISCH

Wie steht es um die Events 2020?

Wie steht es um die Events 2020?

Das öffentliche Leben steht still und die Wirtschaft hat mit einem bisher unbekannten Problem zu kämpfen. Gleichfalls sieht sich die Sport- und Entertainmentbranche vor einer großen Herausforderung, die mit jeder neuen Absage einer Sportveranstaltung anwächst. Welche Turniere finden derzeit überhaupt noch statt?

Von EM Redaktion | 28.04.2020

Im Januar 2020 sah die Welt noch entspannt aus. Die Vorfreude auf die Fußballeuropameisterschaft war groß, die Olympischen Spiele 2020 sollten zum Aushängeschild für Tokyo werden und zahlreiche Konzerte waren für die verschiedenen Veranstaltungsorte in Berlin, Hamburg und München geplant. Doch die Entwicklung nahm einen unerwarteten Lauf, der die gesamte Weltbevölkerung in einen Ausnahmezustand verfallen ließ. Die weltweiten Regierungen setzen mit Quarantänemaßnahmen und Ausgehverboten allerdings auf eine strikte Ordnung, die Wirkung zeigte.
Die Entwicklung ist von Land zu Land unterschiedlich, doch ein langsames Abflachen der Kurve ist unübersehbar. Ein Grund für diese hoffnungsvolle Entwicklung ist Absage von Großveranstaltungen, die aus dem Kontaktverbot heraus resultierten. Fußballspiele, Konzerte oder Messen wurden von den Veranstaltungskalendern gestrichen und sorgten bei den Support-Hotlines und Kundencentern der Dienstleister für überlastete Server und Leitungen. Die schwierige Phase setzte allerdings einen neuen Fokus, der beispielsweise Konzerte einfach zu den Zuschauern nach Hause brachte: Das Event kommt zum Gast! Was eSports-Turniere oder onlinebasierte Poker-Turniere schon seit Jahren praktizieren, entdeckt nun auch die restliche Entertainmentbranche für sich. Ein neuer Geschäftszweig mit Potenzial?

Volle Messehallen  und Stadien sind in naher Zukunft nicht zu erwarten.Volle Messehallen und Stadien sind in naher Zukunft nicht zu erwarten. (Quelle: Pixabay)

Online ist es gemütlicher

Als sich Deutschland noch unsicher war, ob Konzerte abgesagt werden sollen und Massenveranstaltungen wirklich das Virus anheizen, stand der britische Musiker James Blunt kurz davor, ein Konzert in der Elbphilharmonie vor ausverkauftem Haus zu geben. Nur wenige Stunden vor Konzertbeginn, wurde die Meldung verkündet, dass Großveranstaltungen zum Schutze der Bevölkerung ausfallen. Kurzum entschieden sich die Veranstalter, das Konzert per Stream zu übertragen. Ein gut aufgelegter James Blunt spielte vor leeren Rängen – und Millionen Fans verfolgten das Konzert vor den heimischen Bildschirmen.
Ein Ablauf, der als neuartig und ungewöhnlich galt. Doch innerhalb der letzten Wochen entdeckten Fernsehsender und Produzenten die vielfältigen Möglichkeiten des Online-Streams. Fernsehsender RTL setzte seine großen Namen wie Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Oliver Pocher einfach vor den heimischen PC und ließen sie aus ihrem Wohnzimmer moderieren. VOX dagegen schickte Sänger Mark Forster aus seinem Musikstudio aus hinaus in die Welt und gestaltete mit live zugeschalteten Gästen wie Kai Pflaume, Otto Waalkes, LEA oder Alvaro Soler ein Line-Up, das selbst der damalige Dauerbrenner „Wetten, dass…?“ nicht besser hätte organisieren können.

Die Zuschauerzahlen ließen ein gesteigertes Interesse erkennen. Ist es der Spaß an der Improvisation und an dem ungekünstelten? TV-Shows bestechen sonst durch große Bilder, bunte Kulissen und viele Effekte. Dinge, die in Zeiten der Krise reines Wunschdenken sind.

Zeit für  Improvisation: Fernseh- und Radioshows aus den Wohnzimmern fordern den  Moderatoren viel Spontanität ab.Zeit für Improvisation: Fernseh- und Radioshows aus den Wohnzimmern fordern den Moderatoren viel Spontanität ab. (Quelle: Pixabay)

eSport muss sich anpassen

Wer denkt, dass sich die Unterhaltungsbranche auf dem Online-Weg nur den neuen Gegebenheiten anpassen muss, der irrt. Selbst an großen eSport-Turnieren wie ESL Pro League, dessen Finale Ende März in Denver hätte stattfinden sollen, geht die Corona-Krise nicht spurlos vorbei. Zwar ist das Konstrukt und die Durchführbarkeit der Games auf reiner Onlinebasis, doch die Veranstaltung an sich wird nach wie vor mit Live-Publikum übertragen. Im vergangenen Jahr strömten mehr als 5.000 Zuschauer nach Dänemark, um den Finalisten live beizuwohnen. In diesem Jahr wird das Finale lediglich im Stream übertragen. Angefeuert werden darf nur vor dem Monitor.

Der virtuelle Sport hat sich zum traditionellen Gemeinschaftssport entwickelt, in dem es um Zusammenkunft, Anfeuern und Teamfähigkeit geht. Auf der einen Seite erfährt der eSport somit eine ungeahnte Stärkung, dass er doch als klassischer Sport anzusehen ist. Auf der anderen Seite muss er nun den Einschränkungen der regulären Veranstaltungen folgen und ebenfalls Absagen hinnehmen. 

Die eSport-Vereine trifft diese Situation umso härter, da ihre finanzielle Grundlage noch nicht ausgebaut ist. Traditionelle Fußballvereine können von ihren Geldern durchaus einige Monate existieren. Durch den erst startenden Boom des eSports auch auf kleineren Leveln sind die Kassen in den unteren Ligen längst nicht so gut gefüllt. Für die Spieler bedeutet dies unwiederbringliche Einnahmeausfälle. 

2021 ist eng getaktet

Die Mehrheit der Veranstalter haben sich aus Rücksichtnahme auf die weltweite Lage dazu entschieden, ihre Veranstaltungen in das kommende Jahr zu schieben. Die Olympischen Spiele werden somit 2021 in Tokyo stattfinden, die europäische Fußballmeisterschaft feiert ihr 60. Jubiläum ebenfalls ein Jahr später und der Eurovision Song Contest wird erst im nächsten Frühling wieder in voller Pracht erscheinen. Poker-Fans können sich glücklich schätzen, dass zumindest einige Turniere wie geplant online veranstaltet werden: Das Irish Open Online 2020 findet im April statt und auch die Turbo Series VI machen Ostern zu einer runden Sache für Spieler mit einem glücklichen Händchen.

Ausgewählte  Online-Pokerturniere sind von der aktuellen Lage nicht betroffen und finden statt.Ausgewählte Online-Pokerturniere sind von der aktuellen Lage nicht betroffen und finden statt. (Quelle: Pixabay)

Nicht alle Events sind somit hoffnungslos verloren. Änderungen und Anpassungen sind von Spielern und Veranstaltern gefordert, die sich gegenseitig stärken, um das Beste aus den Veranstaltungen herauszuholen. Das Gemeinschaftsgefühl wird demnach auch über virtuelle Wege gestärkt und rückt die Anonymität der Online-Welt in den Hintergrund. Jeder für sich sitzt vor seinem Rechner und schaut gespannt den Events zu – gemeinsam mit Millionen anderer User, die sich über Messanger-Dienste und Chats austauschen. Eine Community, die zusammenhält!

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