„Zedernüsse aus der Taiga“, von Rotraut CarrascoGELESEN

„Zedernüsse aus der Taiga“, von Rotraut Carrasco

Zedernüsse aus der Taiga – das ist kein Schreibfehler. Wer bislang nur die Zedern aus dem nordafrikanischen Atlasgebirge und dem Libanon kennt, der erfährt in diesem brandaktuellen Buch, was es mit Zedern aus der sibirischen Taiga auf sich hat.

Von Hans Wagner

„Zedernüsse aus der Taiga – für leckere Gerichte und als natürliches Heilmittel “ von Rotraut Carrasco  
„Zedernüsse aus der Taiga – für leckere Gerichte und als natürliches Heilmittel “ von Rotraut Carrasco  

D ie erste Kunde von den sibirischen Zedern brachte vor über 200 Jahren der deutsche Naturforscher Peter Simon Pallas. Er war Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und bereiste die noch weitgehend unerforschten Weiten Sibiriens. In einem Bericht für Zarin Katharina die Große äußerte er sich begeistert über die Heilwirkung der Samen der Zedern, die man „Zedernüsse“ nennt. Sie stecken - den Pinienkernen ähnlich – in den Zapfen der Bäume. Pallas schrieb, sie würden chronischer Müdigkeit entgegenwirken, die Leistungskraft erhöhen, verjüngend wirken und die Potenz stärken.

Inzwischen gibt es viele Berichte aus der sibirisch-russischen Volksmedizin, die den Zedernüssen auch positive Wirkungen bei Neurodermitis, brüchigen Nägeln und Haarkrankheiten bescheinigen, bei Bluthochdruck und bei Cholesterinüberschuß. Zedernüsse würden außerdem gegen Arteriosklerose, erhöhten Blutzuckerspiegel, Magenübersäuerung, Gastritis und Geschwüre von Magen- und Zwölffingerdarm helfen. Wissenschaftler attestieren ihnen darüberhinaus auch jene Kräfte gegen vorzeitiges Altern und eine nachlassende Potenz, von der schon Pallas berichtet hatte. Sogar zur Behandlung von radioaktiv verstrahlten Opfern der Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl wurde das Öl der Zedernüsse eingesetzt.
Spätfolgen wie Schlafstörungen und Kopfschmerzen konnten damit Untersuchungsbefunden zufolge geheilt werden.

Sibirische Zedernüsse senken den Cholesterinspiegel

Was sich vielleicht wie ein Wunder anhört, ist in Wahrheit sehr gut erklärbar: Es sind die Inhaltsstoffe der Zedernüsse, die sich so günstig auf die menschliche Gesundheit auswirken: Über 90 Prozent einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren machen Zedernußkerne und Zedernußöl zu wahren Cholesterinkillern. Die enthaltenen Tokopherole (Vitamin E) sind hochwirksame Antioxidantien, die den Ausbruch chronischer Krankheiten verhindern können. Die Stärkung des Immunsystems und sogar eine günstige Wirkung auf die Schilddrüse sind nachgewiesen.

Der Oleum Heilsam Verlag hat nun das Buch „Zedernüsse aus der Taiga – für leckere Gerichte und als natürliches Heilmittel“ herausgebracht. Es ist das weltweit erste und einzige Buch über die sibirischen Zedernüsse. Darin wird u.a. eine Studie zitiert, die an der Medizinischen Akademie von St. Petersburg durchgeführt wurde. Demnach senkt der regelmäßige Genuß von Zedernüssen und Zedernußöl aus der sibirischen Taiga den Cholesterinspiegel bei Menschen aller Altersgruppen. Die russischen Wissenschaftler fanden in einer dreiwöchigen Untersuchung heraus, daß durch Einnahme von zweimal täglich drei Gramm Zedernußöl „eine Absenkung des Gesamtcholesterins“ erreicht wird. Außerdem verändert sich die Cholesterin-Zusammensetzung positiv. Das HDL-Cholesterin, also das „gute Cholesterin“, das der Arteriosklerose entgegenwirkt, nahm bei der Therapie mit Zedernußöl um 19 Prozent zu. Das negativ wirkende LDL-Cholesterin ging im gleichen Zeitraum der Untersuchung um 17 Prozent zurück. Der Gesamtanteil an Cholesterin im Blutserum der mit Zedernußöl behandelten Patienten sank im Schnitt von 147 Milligramm je Deziliter Blut auf den Wert von 120 Milligramm. Bei einer Vergleichsgruppe, die kein Zedernußöl einnahm, blieb er nahezu konstant bei 142 Milligramm.

Die sibirische Zeder ist einer der wertvollsten Bäume Eurasiens

Die Menschen in der Taiga (zu deutsch „Sumpfwald“) verehren die Zeder mit der lateinischen Bezeichnung „Pinus cembra“. Sie ist die sibirische Variante einer Kiefer, deren besonderer Charakter sich in den Jahrtausenden seit der Eiszeit herausgebildet hat. Der russische  Name für „cembra“ ist „Kedr“. Ins Deutsche übertragen heißt die sibirische „Kedr“ daher Zeder. Kosaken, die während der Erschließung und Eroberung Sibiriens in die Wälder der Taiga vorgedrungen sind, sollen die ersten gewesen sein, die sie so genannt haben.

Während der letzten Eiszeit, als in Sibirien ein relativ mildes Klima herrschte, lebten im Schatten der Zedern Mammute, Bisons und Nashörner. Die Bewohner des weiten Landes zwischen Ural und Pazifischem Ozean schätzen diesen Baum seit Urzeiten wegen der Heilwirkungen seiner Samen, der Zedernüsse. Die sibirische Zeder gilt als einer der wertvollsten Bäume Eurasiens. Die Schamanen der aus Sibirien nach Nordamerika ausgewanderten Indianer verehren ihn wie die Sibirier als Lebensbaum, als „Königin der Taiga“. Ein stolzer Titel. Doch wer diesem Baum je begegnet ist, wird die Verehrung verstehen. Er wird bis zu 50 Meter hoch und kann ein Alter von mehr als 800 Jahren erreichen.

Die Heilkraft der Zedernüsse und des Zedernußöls werden jetzt auch im Westen erkannt

Die Zedernüsse werden von Hand in bio-zertifizierten Wildbeständen gesammelt und vielfältig verwendet: Pur, geröstet oder zu köstlich schmeckender Milch verarbeitet. Außerdem preßt man aus den Zedernüssen das wertvolle Zedernußöl, dessen Heilwirkungen in der sibirischen Volksmedizin seit altersher große Bedeutung hat. Nicht umsonst erfreuen sich die Sibirier einer eisernen Gesundheit, die sprichwörtlich ist. Seit kurzem sind Zedernußprodukte nun auch in Reformhäusern und einigen Bioläden Deutschlands und Westeuropas erhältlich.

Zedernüsse wachsen nicht auf üppig gedüngten und mit Chemie behandelten Plantagen, sondern in den unendlichen Weiten der sibirischen Naturwälder. Sie sind köstliche Leckereien, gesunde Nahrung und Heilmittel zugleich.

Die Neuerscheinung aus dem Oleum Heilsam Verlag gibt einen guten Überblick über die heilsamen Kräfte der Zedernußkerne. Außerdem enthält das Buch ein umfangreiches Kapitel über die Russisch-Sibirische Küche mit wohlschmeckenden Rezepten. Sowohl die Zedernüsse als auch das Zedernußöl und die herrlich schmeckende Milch, die man aus Zedernüssen bereiten kann, werden in ihrer vielfältigen Verwendung in der Küche vorgestellt. Neue Kreationen hat der aus Funk und Fernsehen bekannte Sternekoch Christian Henze für den europäischen Gaumen kreiert. Sie werden ebenfalls in dem Buch veröffentlicht.

Im Schlußkapitel „Die Zedern in Mystik und Esoterik“ wird der Leser entführt in die geheimnisvolle Welt sibirischer Schamanen. Er lernt ihre Überlieferungen kennen, ihre Heilkräfte und Talismane. Und er erfährt schließlich, wie er seine eigene Zeder bekommt und wie er sie pflanzen sollte.

Ein umfangreiches Stichwortregister erleichtert das Auffinden der oft verblüffenden Informationen und macht dieses erste und einzige Buch über Zedernüsse zu einem nützlichen Nachschlagewerk für Gesundheit, Küche und Kultur Sibiriens. (Siehe auch „Die Königin der Taiga erobert Europa“ in dieser Ausgabe).

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Rezension zu „Zedernüsse aus der Taiga – für leckere Gerichte und als natürliches Heilmittel “, von Rotraut Carrasco, Oleum Heilsam Verlag 2005 – OleumHeilsam@gmx.de - , kartoniert, 96 Seiten, 30 Abbildungen, 2 Tabellen. 7,95 Euro, ISBN 3-935162-02-2 .

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