19.03.2014

Nationalist Schirinowsky: Russische Sprache soll zivilisierter werden

EM 21.03.2014 Der ultranationalistische Führer der russischen Liberaldemokratischen Partei Vladimir Zhirinovsky, der immer wieder mit schockierenden Bemerkungen in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregt, forderte diesmal, den für Ausländer schwer auszusprechenden Vokal und fremd aussehende Buchstabe der russischen Sprache "?", der im Englischen und im Deutschen mit „y“ transskribiert wird, zu entfernen.

Weg mit dem asiatischen '?' (y)

Er sei ein "widerlicher asiatischer Import". Schirinowsky erläuterte in einer Sitzung der Staatsduma am 12. März 2014, der barbarisch klingende Laut käme von den Mongolen. „Nur Tiere machen solche Laut wie „y-y“, das normal "?" („i“) reiche für das russische Alphabet aus. Das "?" existiere nirgends in einer anderen europäischen Sprache. Der „primitive“ asiatische Laut sei der Grund, warum uns die Europäer nicht mögen und verachten. Er klagte, nicht einmal sein Kind könne diesen Laut aussprechen.

In der Tat ist der Laut für Ausländer schwer artikulierbar. Meist sprechen Deutsche stattdessen die Laute „i“ oder „ü“. Transskribiert wird er üblicherweise mit „y“. Das russische „y“ wird aber nicht wie i und ü vorne ausgesprochen, sondern weiter hinten zum Gaumen hin. Angehende Slawisten mühen sich verzweifelt durch Übungen im Spiegel, Betrachtung von Querschnittsskizzen der Mundhöhle oder mit Hilfe des Hals-Nasen- und Ohrenarztes um die richtige Artikulation dieses Lautes, der dem Russischen einen besonderen, exotischen Touch verleiht.    

Außer im Russischen und Weißrussischen existiert der Laut in den Turksprachen der Türkei mit dem berüchtigten i ohne Punkt „i“ und in Aserbaidschan im Kaukasus und in den ehemaligen Sowjetrepubliken Mittelasiens Kasachstan, Kirgisien, Turkmenistan und Usbekistan.

Partielle Verwestlichung der Sprachen in Mittelasien

Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da Russland die Europäer mit seiner Vorgehen in der Ukraine und auf der Krim irritiert, fordert Schirinowsky einen Schritt zur „Verwestlichung“ der russischen Sprache. Da sind einige der ehemals zur Sowjetunion gehörigen kaukasischen (Aserbaidschan) und mittelasiatischen Staaten (Turkmenistan, Usbekistan) schon weiter: sie haben als Zeichen der neu gewonnenen Unabhängigkeit zumindest teilweise die Lateinschrift eingeführt, allerdings weiterhin mit dem unaussprechlichen Vokal „y“, den sie wie die Türken als „i“ schreiben.

Ausgerechnet die Mongolei, der ja von Schirinowsky und anderen russischen Nationalisten der Export barbarischer, ja von ihrer nomadischen Lebensweise stammende „tierischer“ Laute vorgeworfen wird, hält weiterhin an der kyrillischen Schrift fest, die nun einmal slawisch-orthodoxer Herkunft ist. So schreibt sich z.B. der mongolische Ministerpräsident Norowyn Altanchujag: ??????? ????????? (hier erkennt man auch das berüchtigte „?“ . Siehe auch die persönliche Webseite des mongolischen Premiers http://www.altankhuyag.mn

Russisch in lateinischer Schrift?

Mit der Europäisierung der russischen Sprache wäre allerdings als der entscheidende Schritt die Einführung der Lateinschrift; jedoch die Abschaffung der kyrillischen Schrift in Russland zu fordern, wäre nicht nur ein Bruch mit einer wichtigen Tradition, sondern auch schade, denn gerade das Kyrillische verleiht dem Russischen seinen besonderen Reiz. Wem das Russische in seiner befremdenden Pracht zu wenig ist, der lernt das noch schwierigere und exotischere Chinesisch! 

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